Die Preisträger Marko Prezelj und Laura Tiefentaler Die Preisträger Marko Prezelj und Laura Tiefentaler
24 September 2023

11. Paul Preuß Preis 2023 geht an Marko Prezelj

Der slowenische Spitzenbergsteiger und Kritiker gewinnt den Paul Preuß Preis 2023, die Tirolerin Laura Tiefenthaler bekommt den Jugend-Förderpreis.

Am 23. September war es wieder so weit - auf der Burg Sigmundskron bei Bozen traf sich wie jedes Jahr eine illustre Gruppe von Top-Alpinisten, um einen aus ihrer Zunft mit den höchsten Freikletterehren auszustatten. Paul Preuß war der Freikletterpionier schlecht hin, der mit seinen Grundsätzen für freies Klettern (ohne technische Hilfsmittel) den Grundstein für die heutige Kletterbewegung legte. Das alte Amphitheater auf Schloss Sigmundskron war bis auf den letzten Platz gefüllt, als Reinhold Messner das Mikrofon ergriff.

Reinhold Messner geht in seiner Einleitung auf Paul Preuß ein, zeigt aber auch den Unterschied zwischen Sportklettern und richtigem Alpinismus auf. "Die Selbstverantwortung gehört im Wesentlichen zum traditionellen Alpinismus und die Möglichkeit umzukommen. Wenn die Möglichkeit umzukommen herausgenommen wird - das ist die Grundaussage von Paul Preuß - dann ist es nicht mehr Alpinismus. Die große Kunst ist also, nicht umzukommen, wenn ich das Umkommen Apriori ausschalte (Kletterhallen mit Sicherung von oben), dann ist das etwas anderes - nicht besser oder schlechter, aber etwas anderes. Im Grunde sind wir zwischen Durchkommen und Umkommen unterwegs." 

Nach Reinhold Messner war Alexander Huber am Wort, Alex Huber streicht die Wichtigkeit des Bergsteigens und die damit einher gehende Auseinandersetzung mit dem Alpinismus heraus. Es geht um die intensiven Erinnerungen beim Alpinismus, die dieser Spielart des Bergsteigens auch einen Sinn geben. "In einem sind wir uns sicher alle einig - Bergsteigen ist eine wunderbare, vielleicht nutzlose, aber sinnstiftende Tätigkeit!". Huber meint, wenn man das Free-Solo-Klettern rein gedanklich auf die großen Wände der Erde überträgt, dann weiß man, dass man sich über die Zukunft des Bergsteigens keine Gedanken machen muss, es gibt auch noch weiterhin ein großartiges Entwicklungspotential. Alexander Huber: "Das ist genau das, was so wunderbar ist,  dass dieses scheinbar Unmögliche, das irgendwann möglich wird, immer noch da ist."

Jan Mersch über Marko Prezelj

Bergführer und Psychologe Jan Mersch (Prien) erinnerte sich an seine Begegnungen mit Prezelj beim Internationalen Alpinismusmeeting in Chamonix 1998, sowie später beim Eisklettern im Kärntner Maltatal, indem er Prezeljs Klettereigenschaften an einer „nicht absicherbaren“ Mixed-Route hervorhob: Das sei „Marko pur - Leidenschaft, Herausforderung, Abenteuer, Exploration, Kreativität“. Der Slowene war, so Mersch, „über dreißig Jahre einer der besten und komplettesten Alpinisten weltweit“. Er hat bereits viermal den Piolet d’Or erhalten, einen der wichtigsten Preise für erfolgreiche Alpinisten. Sie ständen „für deine Energie und Leidenschaft, für deine sprühende Kreativität und Rechtschaffenheit in deinem Tun an den Bergen dieser Erde“. Als Alpinist, Photograph, Bergführer und studierten Chemiker habe ihn sein Denken, Hinterfragen und Reflektieren bis heute geprägt. Er sei „zu einem Synonym für das Bergsteigen in technisch sehr schwerem Gelände an hohen Bergen geworden“. „Du bist Inspiration, Vorbild, Mentor und Seilpartner für unzählige andere Alpinisten“, würdigte Jan Mersch den Preisträger, der unter anderem viele Jahre junge Alpinisten in Slowenien begleitet, ausgebildet und inspiriert habe.

Marko Prezelj

Wenn es darum geht, Preise für bergsteigerische Leistungen in Empfang zu nehmen, ist Marko Prezelj eigentlich ein Kritiker. Er  gewann als erster Bergsteiger bisher viermal den Piolet d’Or (1992, 2007, 2015 und 2016). 2007 antwortete er auf die Verleihung mit herber Kritik „Gladiators and clowns d‘or“ und auch 2015 meinte er „Es ist unmöglich, Klettereien zu vergleichen, weil jede einzelne ihre eigenen Emotionen hat.“ Den Eiger Award nahm er 2010 kritiklos an, siehe 3. Eiger Award geht an Marko Prezelj.

Doch Preise muss man sich bekanntlich aber auch verdienen. Marko Prezelj ist nicht nur ein großer Poet der Berge, sondern auch ein ganz, ganz exzellenter Allroundbergsteiger. Ihm gelangen bahnbrechende Erstbegehungen im sauberen Stil – das Kriterium für die Verleihung des Paul Preuß Preises -  und im Himalaya und Karakorum Besteigungen auch ohne zusätzlichen Flaschensauerstoff. Seine Spezialität waren unbekanntes Terrain, ungewisser Ausgang und eine gewisse Ausgesetztheit.

Bereits in jungen Jahren kletterte er mit seinem Landsmann Andrej Stremfelj 1991 als erster über den Südpfeiler auf den 8476 Meter hohen Kangchendzönga (Südgipfel). Es war auch die zweite Besteigung des Berges. 

Aber auch in den Alpen und in seinen Heimatbergen setzte Marko Maßstäbe, so gelang ihm 2002 gemeinsam mit Mark Koch die erste freie Begehung der Route Beyond Good and Evil“ 600 Meter, davon 550 m 85° (V 5+ 5c A1/A2 M R) im Mont Blanc Gebiet.

2006 gelangen Marko schwierige Neutouren in Patagonien am Cerro Torre und am Torre Standhardt.  Marko Prezelj, der auch für seine perfekten Bergfotos bekannt ist, meinte bei der Preisverleihung, wenn er von einer Tour mal ohne Fotos nach Hause kommt, weiß er, dass diese Route hart am Limit war.

Gebhard „Gebi“ Bendler ließ in seiner sehr humorvollen Laudatio für Laura Tiefenthaler deren bergsteigerische Entwicklung Revue passieren; sie hatte drei Jahre dem Exped-Kader des Deutschen Alpenvereins (DAV) angehört, ihr Medizinstudium abgeschlossen und nun ihre Zusatzausbildung zur Allgemeinärztin absolviert; inzwischen ist sie auch ausgebildete Bergführerin. Wie auch Paul Preuß verfolge sie ihre bergsteigerische Tätigkeit mit humorvoller Art und der „Lust aufs Leben“, wie Bendler sagte. 

Jugend-Förderpreis an Laura Tiefenthaler

Vor 110 Jahren ist der legendäre Freikletterer Paul Preuß bei einer Alleinbegehung am Mandlkogel im Gosaukamm tödlich abgestürzt, im Alter von nur 27 Jahren. So jung ist heute Laura Tiefenthaler. Die Innsbrucker Ärztin, Alpinistin und Bergführerin bekam am Samstag den Paul-Preuß-Jugendförderpreis. Zu ihren Touren zählen Comici an der Großen Zinne (VII/VI obl., 500 m), Cassin an der Westlichen Zinne (VIII/VI+ obl., 650 m), Bachmannpfeiler (VI+, 330 m) an der Hechenbergwand, O sole mio (VII+/VII- obl., 300 m) und Direkte (VIII/VII- obl., 400 m) am Capucin, Salbit Westgrat (VII-/VI obl., 1600 m/36 Seillängen) und 2022 die Solobegehung der Eiger Nordwand in 15 Stunden. Im letzten Jahr gelang ihr die Integral-Traverse der Drei Zinnen (zusammen mit Seilpartnerin Babsi Vigl).

Paul Preuß - Das Können ist des Dürfens Maß

Der österreichische Bergsteiger Paul Preuß zählt zu den geistigen Vätern des Freikletterns, lehnt jede Form der Sicherung ab, lässt die Verwendung von Seil und Haken nur im äußersten Notfall gelten und betont, dass man jede Wand, die man hinaufsteigt, auch wieder hinunterklettern können sollte. Sein Grundsatz: "Bergtouren soll man nicht gewachsen, sondern überlegen sein." . Dennoch stürzte der streitbare Kletterer bei einem Alleingang am Gosaukamm in den Tod.

Der Paul Preuß Preis wird dankenswerterweise in den vergangenen Jahren immer von der Firma Salewa unterstützt!

Preisträger Paul Preuß Preis

Reinhold Messner 2013

Hanspeter Eisendle 2014

Albert Precht † 2015

Hansjörg Auer † 2016

Alexander Huber 2017

Beat Kammerlander 2018

Bernd Arnold 2019

Heinz Mariacher 2020

Catherine Destivelle 2021

Thomas Huber 2022

Marko Prezelj 2023


Förderpreisträger

Mich Kemeter 2021

Pedro und Tomas Odell 2022

Laura Tiefenthaler 2023

Web: Internationale Paul Preuss Gesellschaft

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