Christian Stangl nach 16 h auf dem Gipfel des Everests Christian Stangl nach 16 h auf dem Gipfel des Everests
13 September 2007

Christian Stangl: Cho-Oyu als Trainingseinheit

Der Steirer Christian Stangl geht Anfang September den Achttausender (8.201 Meter) Cho-Oyu im Himalaya als Trainingseinheit an. Das Training braucht der Skyrunner Stangl für den höchsten Berg der Antarktis, den Mount Vinson. Als siebten und letzten seiner „Seven Summits-Speed-Tour“ – der Speed-Besteigung der höchsten Gipfel der sieben Kontinente.

Für die Leistungen von Christian Stangl wurden schon alle Superlative bemüht, die das Wörterbuch hergibt: „unglaublich“, „phantastisch“, „unmenschlich“, „außerirdisch“. Als er vom Gipfel des Everests ins Basislager zurück kam und sagte, die Tour in 24 Stunden rauf und runter „gegangen“ zu sein, lachten ihn die Bergsteiger aus. Jedoch nur so lange, bis sie die Gipfelfotos sahen.

Der Everest gehört zu Stangls „Seven Summits Speed“-Tour: Die höchsten Kontinental-Berge in Rekordzeit besteigen. Dabei geht es Stangl nicht um die an sich schon beachtliche Leistung, das in einem Bergsteigerleben zu erreichen. Stangl möchte mehr: Die Grenzen des Höhenbergsteigens in neue Dimensionen bringen. Auf jeden der sieben Gipfel im Skyrunning-Stil, der neuesten und immer populärer werdenden Disziplin des Höhenbergsteigens: ohne fremde Hilfe, ohne mitgenommenen Sauerstoff, ohne Ballast wie Zelt oder High-tech-Equipment und in Rekordzeit. „Ehrliches Bergsteigen“, wie der Admonter das nennt. Der Everest als Tagestour. Ähnlich wie der heimische Bergsteiger am Wochenende auf seinen Hausberg kraxelt. Warum soll das nicht auch für alle Berge dieser Erde gelten?

Sechs der höchsten „Muggel“

Sechs der höchsten „Muggel“ (steirisch für Erhebung) hat er bereits bestiegen: den Aconcagua (6.959 Meter) in Südamerika in viereinhalb Stunden, den Kilimandscharo (5.895 Meter) in fünfeinhalb, den Elbrus (5.643 Meter) in etwas über fünf Stunden, die Carstensz-Pyramide in Neuguinea in unglaublichen 49 Minuten (!), den Denali/Mount McKinley (6.194 Meter) in Alaska in knapp 17 Stunden. Und 2006 den Everest vom Basislager über die

Nordroute zum Gipfel in 16 Stunden und 42 Minuten – und an acht Leichen vorbei, wie Stangl berichtet.

„Die Vielfalt fasziniert, diese unglaubliche Schönheit dieser Berge. Majestätisch wie der Olymp überragt jeder von ihnen die Ebene oder die Nachbargipfel. Ich kann nicht anders, ich muss schnell hinauf. Es ist wie ein Seil, das mich hochzieht. Alles scheint ganz leicht und auf dem Gipfel ist das Gefühl unbeschreiblich. Früher hätte man das als mystisch bezeichnet, heute heißt das, den Flow spüren.“

Ins ewige Eis des Südpols

Einer fehlt noch auf der Liste. Einer der schwierigsten dazu: unwirtlich, gefährlich und extrem. Der Mount Vinson in der Antarktis. 4.897 Meter hoch. Die Spitze ragt 3000 Meter aus dem ewigen Eis. Schwer zu erreichen, Temperaturen bis Minus 50 Grad, Orkane mit Windstärken, die kaum mehr in die üblichen Skalen passen. Vom Basislager zum Gipfel und zurück will Stangl die knapp 3000 Höhenmeter schneller als 26 Stunden laufen, dem aktuellen Rekord.

Zur Vorbereitung geht’s auf den sechsthöchsten Gipfel, den Cho-Oyu. Für andere ein Lebensziel: einen Achttausender erklimmen. Für Stangl schlicht das Trainingslager. „Ich muss topfit sein für die Antarktis, Ausdauer und Höhen-Akklimatisierung pushen. Der Cho-Oyu ist ideal: vom Basislager nonstop in einer Tour zum Gipfel. Und das werde ich mehrmals machen. Dass dabei der Speedrekord fällt, wäre ein netter Nebeneffekt. Danach kann der Mount Vinson im November kommen. Einfach wird das nicht. Doch nicht von ungefähr bildet er den Abschluss meiner Sieben-Gipfel-Tour. Das schwierigste soll man sich für den Schluss aufheben“, so der Skyrunner.

Schnellster Bergsteiger aller Zeiten

Damit wird Stangl dann als schnellster Bergsteiger aller Zeiten in die Annalen eingehen: Die sieben Gipfel mit einer Gesamtzeit von ca. 70 Stunden bezwungen zu haben. Ein Rekord für die Ewigkeit. Zum Vergleich: Alle bisherigen Gipfelzeiten der sieben Berge zusammen gerechnet, käme man auf ca. 500 Stunden. Stangl liegt also über 400 Stunden darunter.

Übrigens hat Stangl gerade einen Kino-Film abgedreht: „Der Skyrunner“. Er wird im Rahmen der European Outdoor Filmtour (EOFT) im Dezember uraufgeführt.

„SEVEN SUMMIT SPEED PROJECT“

Bislang bestieg/belief er:

Aconcagua 6.959m (Südamerika) Base - Summit: 4h 25min

Kilimanjaro 5.895m (Afrika) Base - Summit: 5h 36min

Everest 8.848m (Asien) Base - Summit: 16h 42min (No O2)

Carstensz Pyramide 4.884m* (Ozeanien) Base - Summit: 49min

Alle Gipfel ohne Depots und Fremdhilfe.

Webtipp:

Interview mit Christian Stangl über Training, Motivation und Skyrunning.

www.skyrunning.at die Hompage von Christian Stangl

Sponsoren:

www.knauf.at www.rafting.at www.sport-vasold.at www.mammut.ch www.style-web.at www.adventuretrain.de Atomicsnow



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