Alfred Schreilechner im Basecamp. Alfred Schreilechner im Basecamp.
20 September 2004

K2 - Alfred Schreilechner im Online-Interview.

2003 brach Alfred Schreilechner zum K2 auf, dieses Jahr zu einer Doppelexpedition (K2 und Broad Peak) bei der er den Broad Peak Vorgipfel erreichte. Wir haben ein Online-Interview mit der österreichischen "Ein-Mann-Expedition" gemacht.

Der K2 gehört zu den schwierigsten 8.000ern, der Salzburger Alfred Schreilechner hat sich schon zum zweiten Mal an diesem Eisriesen versucht. Relativ unbekümmert und ohne großen Medienrummel war er als österreichische "Ein-Mann-Expedition" zu diesem Eisriesen gereist. Wir haben Alfred zum lockeren Online-Interview gebeten, bei dem er uns etwas Einblick in sein Expeditionsleben gibt.

Online-Interview Alfred Schreilechner

Du kommst gerade vom Broad Peak & K2 zurück, hast du dich von den Strapazen schon etwas erholt ?

Ja, Gott sei Dank bin ich wieder fit. Die Strapazen waren aber nicht so schlimm. Ich bin im ganzen nur 6 Tage am Berg gewesen (4 Nächte). Den Rest der Zeit habe ich im Basislager auf Wetterbesserung gewartet. Viel schlimmer war da die Infektion die ich mir geholt habe.

Am Broad Peak hast du trotz Schlechtwetter den Vorgipfel erreicht - was waren deine Probleme dieses Jahr am K2.

Die ersten 6 Wochen war das Wetter so schlecht dass nichts gegangen ist, und als sich das Wetter gebessert hat und dann 5 Tage schön war, bin ich krank gewesen. Ich war am Weg zum Basislager zu sorglos mit dem Trinkwasser und habe mir eine Infektion mit einem Flagellaten geholt. Da der eine Inkubationszeit von 4 bis 6 Wochen hat, bin ich nicht gleich draufgekommen was mir fehlt.

Als alle anderen zum Gipfel gegangen sind habe ich gespieen und musste nach Skardu, da im Basislager keine Medikamente gegen meinen Erreger mehr zu haben waren. Die Antibiotika die ich dagegen genommen habe haben nichts genützt und mich noch zusätzlich geschwächt.

Hattest du Kontakt mit der Bergführer Expedition 2 x 8000, sie waren zur selben Zeit wie du am Broad Peak ?

Natürlich. Wir haben uns gelegentlich gegenseitig besucht (Ich war ja im K2 Basislager, 2 Stunden vom Broad Peak BC entfernt.). Sie hatten guten Tiroler Speck mit.

Als ich zum Gipfel gegangen bin sind zwei von den Bergführern mit aufgestiegen, haben aber irgendwo unterwegs umgedreht. Am nächsten Tag in der Früh bin ich gemeinsam mit einem von ihnen um 4 Uhr früh vom Camp auf 6700m im Schneesturm abgestiegen.

Auch "Skyrunner" Christian Stangl war am Broad Peak, weißt du wie es ihm gegangen ist ?

Er war noch zu wenig akklimatisiert als wir den Vorgipfel gemacht haben und außerdem krank. Später hat er auch den Vorgipfel erreicht (am letzten Tag seiner Expedition). Wir sind mit dem selben Flieger nach Wien gekommen.

Warum bist du eigentlich immer "alleine" unterwegs ?

Das hat sich irgendwie so ergeben. Aus meinem Bekanntenkreis ist niemand Bergsteiger und ich habe ja auch erst vor vier Jahren ernsthaft mit dem Bergsteigen begonnen. Als ich 2001 zum Aconcagua wollte und nach Partnern gesucht habe wollte keiner mitfahren.

Ich hatte damals überhaupt keine Erfahrung und hab einfach so probiert wie es mir geht. Nachdem ich trotz einiger Probleme (am Weg zum Plaza Argentina wurde ein Teil meines Gepäcks gestohlen, u.a. Jacke, Haube, Handschuhe, Pickel) den Gipfel erreicht habe, habe ich einfach damit weitergemacht. Eigentlich waren meine Projekte immer etwas überdimensioniert im Verhältnis zu meinen bisherigen Leistungen. Deshalb wurde ich von anderen nie ernst genommen.

K2 - schon zum zweiten Mal versuchst du dich an diesem Berg, warum ?

"Weil er da ist" - Eigentlich habe ich mich nur einmal an ihm versucht, nämlich voriges Jahr. Heuer habe ich keinen Fuß auf ihn gesetzt. Ich hatte zwar ein Permit dafür, aber als die Bedingungen gepasst haben war ich krank.

Ich bin einmal um 2 Uhr Früh mit Gepäck eine halbe Stunde Richtung vorgeschobenes Basislager marschiert, dann ist mir schlecht geworden, ich habe erbrochen und bin umgekehrt. Das war alles was ich heuer am K2 gemacht habe.

2003 warst du auch am K2, es kam keiner zum Gipfel, warum ?

In der ganzen Saison gab es einen einzigen Tag an dem es vielleicht möglich gewesen wäre den Gipfel zu erreichen und wieder lebend herunterzukommen, und an dem Tag war niemand in der Position für einen Gipfelversuch. Zwei Tage davor ist der deutsche Bergsteiger Klaus Peter Grohs im Flaschenhals tödlich abgestürzt.

Hohe Todesrate am K2, hat sich da etwas geändert ?

Heuer sind 7 Bergsteiger am K2 ums Leben gekommen. 3 Koreaner in einer Lawine an der Nordseite, ein Spanier auf der Magic Line durch Höhenkrankheit, und 3 die auf meinem Permit standen sind spurlos verschwunden.

Leider ist ein Großteil der Todesfälle am Berg (nicht nur auf den 8000ern sondern auch in den Alpen) auf Selbstüberschätzung und Unterschätzung der Gefahren (zu wenig Risikobewusstsein) zurückzuführen. Das ist aber im Grunde im Straßenverkehr nicht anders.

Warum wird der K2 als schwierigster 8.000er bezeichnet ?

Auf dem K2 sind alle Routen technisch mehr oder weniger anspruchsvoll. Dazu kommt die große Höhe und dass die technischen Schwierigkeiten auch über 8000m kaum weniger werden. Das größte Problem ist aber das Wetter.

Im Karakorum ist es nur sehr selten über mehrere Tage durchgehend schön und noch viel seltener einigermaßen windstill in der Höhe. Ich glaube die Kombination von instabilem Wetter und "mixed" Kletterei machen den K2 zum schwierigsten Berg der Welt.

Wurde dein Unternehmen von VAVÖ oder Alpenverein gefördert, wenn Nein würdest du dir mehr Unterstützung von Sponsoren wünschen, wo liegen die Probleme bei der Finanzierung einer Expedition ?

Natürlich würde ich mir mehr Unterstützung von Sponsoren wünschen, wer tut das nicht. Vom VAVÖ und Alpenverein habe ich keine Unterstützung erhalten, ich habe aber auch nicht wirklich intensiv versucht von den Vereinen Geld zu bekommen (vielleicht ein Fehler).

Ich hatte heuer das große Glück mit der Firmengruppe Mocharitsch Ges.m.b.H., Eck KG und PMI Industrieservice einen guten Finanzsponsor zu haben und bin dafür sehr dankbar. Da ich leider nicht so erfolgreich war wie ich hätte sein können schaut es für nächstes Jahr finanziell momentan noch schlecht aus.

Es ist sehr schwer Sponsorgelder für Expeditionen zu bekommen. Einerseits ist eine Expedition heute nichts allzu außergewöhnliches mehr, vor allem seit betuchte "Abenteuertouristen" sich von Bergführern und Sherpas auf die Gipfel hieven lassen, andererseits ist das öffentliche Interesse am Expeditionsbergsteigen auch bedeutend kleiner geworden.

Den vorhandenen Kuchen teilen sich Profis wie Kammerlander und die Huber Buam auf, und auch die "pensionierten" Profis wie Messner und Diemberger holen sich ihren Teil. Da bleibt nicht viel über.

Expeditionen und Kommerz am Berg - wie siehst du den Run auf die 8.000er?

Wenn man einen Bergführer braucht um auf einen 8000er zu steigen sollte man es lieber bleiben lassen und mit kleineren Bergen vorlieb nehmen. Man kann dort Erfahrung sammeln und sich dann weiter nach oben wagen.

Dass die 8000er wie alle Superlative modern sind ist verständlich, schade finde ich nur, dass den oft viel interessanteren 7000ern keine Beachtung geschenkt wird. Sponsoren für eine Expedition zu so einem Ziel zu finden ist so gut wie unmöglich.

Wie trainierst du für 8000er, damit du auch unter extremen Bedingungen noch auf körperliche Reserven erfolgreich zugreifen kannst?

Ich habe kein besonderes Trainingsprogramm. Ich schaue dass ich eine gute Grundkondition habe durch Berg- und Skitouren und ein wenig Berglauf. Dazu versuche ich immer möglichst viel Gewicht zuzulegen um körpereigene Energiereserven zu haben, was aber nicht so leicht ist. Leider schaffe ich es nicht mir einen Speck anzufressen (ich weiss, andere würden viel dafür geben wenn sie essen könnten was sie wollen und trotzdem kein Gewicht zulegen).

Ich habe das Glück dass ich mich sehr leicht akklimatisiere. Mein Ruhepuls auf 5000m beträgt etwa 50/min und auf 6000m etwa 55/min. Der entscheidende Faktor beim Bergsteigen ist aber nicht die körperliche sondern die mentale Stärke.

Was ist dein nächstes Ziel ?

Ich habe einmal so nachgedacht nächsten Herbst Cho Oyu und Shisha Pangma mit Skiern zu machen. Da sollte ich doch sehr hohe Erfolgschancen haben.

Mir ist auch eine Expedition zur Südwand der Annapurna 1 vorgeschlagen worden, das würde mich sehr reizen, ist aber eher nur eine Idee von ein paar Leuten und noch lange nicht fix.

Alle guten Dinge sind drei - willst du noch einmal den K2 probieren ?

Ich probier ihn sicher noch einmal, die Frage ist nur wann. Bei der Abreise aus Pakistan habe ich vorläufig einmal genug gehabt von dem Sauwetter im Karakorum, aber möglicherweise lass ich mich überreden nächstes Jahr wieder zu kommen.

Steckbrief

Alfred Schreilechner: Geb. am .7.April 1979 in Tamsweg

Beruf: Student (Bergwesen an der MUL)

Lieblings-Felstour: Ich bin kein großer Felskletterer. Im Lungau gibt es keine Möglichkeit zum Felsklettern, und wenn ich wo anders bin versuche ich Routen möglichst nicht zweimal zu machen.

Lieblings-Eistour: Reines Eisklettern betreibe ich auch kaum. Gelegentlich "spiele" ich ein bisschen an den Eisfällen in meiner Nähe herum. Ich liebe das Mixed Klettern an alpinen Routen.

Lieblings-Skitour: Das kommt auf die Jahreszeit an. Im Frühwinter sind andere Touren interessant als im Februar oder zu Ostern. Der Lungau ist ein Paradies für Tourengeher, vorausgesetzt man kennt sich aus.

Lieblings-Bergbuch: Ich lese kaum Bergbücher, weil ich da immer so Fernweh bekomme. Viele Berichte strotzen auch nur so von Übertreibungen. Gut gefallen hat mir aber Hermann Buhls Bericht vom Nanga Parbat.

Webpage: www.schreilechner.net

Sponsoren von Alfred Schreilechner:

Mocharitsch Ges.m.b.H.

Eck KG

PMI Industrieservice

Alpina

Kastner-Partner

Northland

Intersport Frühstueckl

Komperdell

Stubai

Edelweiss



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