Naturfreunde Alpinkader 2012-2014 Naturfreunde Alpinkader 2012-2014
01 Oktober 2014

Naturfreunde Alpinkader 2012-2014

Ein Rückblick auf drei Jahre gemeinsam trainieren, Erfahrungen austauschen und Touren unternehmen, begleitet von professionellen Berg- und Skiführern sowie von routinierten Trainern.

Ein Rückblick auf drei Jahre gemeinsam trainieren, Erfahrungen austauschen und Touren unternehmen, begleitet von professionellen Berg- und Skiführern sowie von routinierten Trainern.

Beginn und Auswahlverfahren:

Im Frühling 2012 wurde der Alpinkader der Naturfreunde Österreich ins Leben gerufen, in dessen Rahmen junge Topalpinistinnen/Alpinisten die Möglichkeit haben, drei Jahre lang gemeinsam zu lernen, Erfahrungen zu sammeln und Touren zu unternehmen. Sechs Burschen schafften die Qualifikation und absolvierten die Lehrgänge und eine Reihe von Touren. Sie wurden von professionellen Berg- und Skiführern, darunter auch die Extrembergsteigerin und Naturfreundin Gerlinde Kaltenbrunner, sowie von routinierten Trainern gecoacht.

Das 1. Jahr:

Im ersten Jahr fanden u. a. Kurse für Sportklettern und Hochtouren statt. In dieser Zeit mussten sich die Teilnehmer mit ihren Stärken und Schwächen erst kennenlernen. In der Trad- & Techno-Woche im Orco Valley kletterten wir super Routen im Trad-Stil und besserten die  „Aid-Climbing“-Skills etwas auf. In diesen Tagen entstanden lässige Bilder von den Jungs beim Klettern; sie wurden von Foto-Altmeister Heinz Zak aufgenommen! Weiter ging es mit einer Hochtourenwoche in Chamonix. Der erste von vielen Aufenthalten im wilden und einzigartigen Montblanc-Massiv. Im September stand Alpinklettern im Gesäuse auf dem Programm. Wie gewohnt, verging auch hier die Zeit viel zu schnell, und der Kurs endete lange, bevor Wissbegierde und Tatendrang nachließen. Das erste Ausbildungsjahr endete im Februar 2013 mit einem Lawinen- und Eiskletterkurs mit tollen Touren an Eisfällen.

Das 2. Jahr:

Das zweite Ausbildungsjahr stand ganz im Zeichen des speziellen Trainings für diese Expedition. Gemeinsame Tourenwochen in Chamonix und in der Dauphine standen genauso am Programm wie Notfallseminare für Hochtouren und Winter. Zusätzlich zu diesen Trainingswochen unternahmen die Jungs auch gemeinsam Touren. Es wurden schwere Routen in Angriff genommen: Walkerpfeiler, Colton-MacInterye (Grandes-Jorasses-Nordwand), Heckmair-Route (Eiger-Nordwand), Matterhorn-Nordwand - um nur ein paar der Routen zu nennen, die in den Westalpen geklettert wurden. Auch „zu Hause“ absolvierten die Alpinkader-Mitglieder viele Routen, zum Beispiel die Ortler-Nordwand und den Moonwalk, und in Übersee hakten sie im Yosemite Valley einige Klassiker ab: u. a. die Half-Dome-Regular-Route sowie mehrere Routen am El Capitan, darunter die weltbekannte Nose.

Das 3. Jahr:

Im Sommer 2014 unternahm sie gut vorbereitet ihre siebenwöchige Abschlussexpedition in die Cordillera Blanca und Cordillera Huayhuash mit großen bergsteigerischen und klettertechnischen Leistungen.
 

Trauer um einen guten Freund

Ende Mai dieses Jahres erfuhren die Teilnehmer, dass Alpinkader-Mitglied Clemens Jerabek am Schneeberg, seinem Hausberg, vermisst würde. Sie waren fassungslos. Den Schneeberg kannte Clemens wie seine Westentasche. Mehrmals die Woche war er auf diesem Berg unterwegs, um dort seine Kondition zu trainieren. So auch an diesem Tag. Nach zwei Tagen Ungewissheit über den Verbleib von Clemens kam die erschütternde Nachricht, dass die Bergretter ihn nur mehr tot hatten bergen können.

Die Gruppe entschied sich dafür, die Expedition trotz dieses Schocks zu machen. Eine Entscheidung, die sicherlich auch im Sinne von Clemens gewesen wäre. Obwohl er nicht mit den anderen im Flieger saß, war er doch auf eine gewisse Art und Weise mit ihnen unterwegs. Sie nahmen ihren Jerry (Clemens) im Geiste mit auf die Gipfel der Berge Perus, die er so gerne mit den anderen Teilnehmern hatte besteigen wollen.

Eine erfolgreiche Bilanz

Sehr abwechslungsreich und vielseitig: Von Sportklettern über Alpinklettern und klassischen Hochtouren bis hin zu ausgewachsenen anspruchsvollen Wandklettereien auf über 5000 m mit echtem Nordwand-Feeling war alles dabei.

Hier ein Auszug unserer Hochtouren und Kletterrouten in der Cordillera Huayhuash: 

·         Artesonraju, 6025 m, über die SE-Face-Route

·         La Esfinge, 5327 m, über die 1985er-Route, 6c+/7a laut Führerliteratur (unsere Bewertung: 6b),
          und über die Cruz del Sur, 7c+ laut Führerliteratur (unsere Bewertung: 7b)

·         Rasac, 6017 m, über die SE Ridge

·         Tocllaraju, 6032 m, über das West Face Direct

·         Cayesh, 5721 m, über die NW-Ridge-Eisroute, WI5+ M7

·         Maparaju, 5326 m


Alpinkader wird fortgesetzt!

Aufgrund des großen Erfolgs des Alpinkaders werden die Naturfreunde dieses Coaching für junge Topalpinistinnen/-alpinisten fortsetzen (2015-2017). Jede/r interessierte JungbergsteigerIn kann sich für die nächste Gruppe Anfang 2015 bei den Naturfreunden bewerben. Voraussetzung ist ein hohes bergsteigerisches Niveau!

Auf www.alpinkader.naturfreunde.at gibt es Anfang 2015 die Ausschreibung mit allen Details.

Das Feedback der Teilnehmer:

Roli Striemitzer

Ich habe diese drei Jahre mit den schönen Touren in fremden Gebieten sehr genossen. Von unseren Ausbildnern bzw. Bergführern haben wir viel gelernt. All das hilft mir jetzt bei der Bergführer-Ausbildung, die ich für die weitere Tätigkeit bei den Naturfreunden mache, und bei den nächsten geplanten Expeditionen.

Alexander Lechner

Das waren wirklich drei super Jahre, die jedoch leider viel zu schnell vergangen sind! Das Coaching hat mir wichtiges Know-how für anspruchsvolle Alpintouren gebracht. In Zukunft werde ich der Naturfreundejugend als Sportkletterreferent zur Verfügung stehen und für die Naturfreunde Bad Ischl Kletterkurse abhalten. Zusätzlich möchte ich die Aufnahmeprüfung bestehen und die Ausbildung zum Bergführer absolvieren.

Peter Ehrengruber

Drei Jahre mit vielen Höhen und einigen wenigen Tiefen - insgesamt eine geniale Zeit mit vielen super Erlebnissen, Erinnerungen und Bekanntschaften. Das Coaching der Naturfreunde hat mir eine große Weiterentwicklung gebracht - vor allem in den Bereichen Seiltechnik und Bergrettung. Die nächsten drei Monate geht’s zum Klettern in die USA, und anschließend werde ich mein Studium und die Ausbildung zum Bergführer abschließen. Danach möchte ich gerne im Ausbildungsbereich der Naturfreunde tätig sein.

Bernhard Bliemsrieder

Diese Ausbildungsjahre waren eine tolle Erfahrung: von den Anfängen, als sich die Gruppe langsam zusammengefunden hat, bis jetzt zur Abschlussexpedition in Peru. Ich habe mich in den drei Jahren technisch stark weiterentwickelt und werde mit Freude die Fahne der Naturfreunde im österreichischen Westen weiter hochhalten! Weiters möchte ich mein Studium gut abschließen und den Arztberuf mit meiner Leidenschaft für die Berge verbinden.

Schagwörter:


Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.