Kurz vor der fischförmigen Nische - dem sog. Fisch Kurz vor der fischförmigen Nische - dem sog. Fisch
07 Juli 2008

Alpin-Geschwisterpaar aus Bayern

Geschwisterpaar aus Bayern knackt anspruchsvolle alpine Routen…

Wir sind ein über 40 jähriges bayerisches Geschwisterpaar, das im heimischen Klettergarten von Alex Huber den Namen das Dreamteam bekommen hat und am liebsten Alpin unterwegs ist.

Projekt Zauberlehrling über den Fisch

Heimlicher Traum und Ziel war es, den Zauberlehrling von Christoph Hainz zu klettern.

Da dieser erheblich anspruchsvoller als der Weg durch den Fisch ist und kaum Wiederholungen hat,

entschlossen wir uns zuerst in die Marmolada zu reisen und ein Gefühl für das Ganze zu bekommen.

Am 22.06.08 um 5.30 Uhr standen wir, jeder mit einem kleinen Rucksack, am sehr nassen Einstieg des Fisches.Trotz einiger feuchter Risse und Verschneidungen liefen die ersten 12 Seillängen problemlos, wenngleich der 5. Grad in den Chiemgauern wesentlich leichter ist als hier.

Die ersten schweren Seillängen vor dem Fisch, gingen dann wirklich zäh und waren nicht leicht zu lesen. Die 7b konnte nur mit Hilfe eines Cliffs überwunden werden.

Am späten Nachmittag glück im Biwak

Um ca. 16.15 Uhr waren wir glücklich im Fisch, haben dann erst mal was gegessen, aber es ging bald weiter, denn wir wollten auf dem großen Band biwakieren. Der Plan war gut, aber es kam anders.

Die nächsten Seillängen waren immer kurz vor dem Stand so schwierig, dass wir sehr viel Zeit verloren und ca. 15 m, vor dem großen Band, um 21.30 Uhr unter einem Überhang, im Hängestand übernachten mussten, tja das war Pech. Nach einer sechs Stunden Hängenacht, ging es weiter, endlich auf dem Band! Kurz frühstücken und ab nach oben.

Es lief wie am Schnürchen, selbst die vielen langen nassen Seillängen und der hereindrückende Nebel machten uns nichts mehr aus, man gewöhnt sich irgendwann daran, Hauptsache rauf.

Die letzten 2 SL waren auch noch teilweise unter Schnee, aber das hielt uns nicht vom Gipfelerfolg um 15.30 Uhr ab. Da die Seilbahn wegen Revisionsarbeiten geschlossen war, machten wir uns sofort (es fing gerade an zu hageln) an den Abstieg, außerdem wartete unser Weißbier auf uns.

Zwei Tage später zum Zauberlehrling

Tja, dieser Erfolg spornte uns an, den Zauberlehrling anzugehen. Nach zwei Tagen Erholung standen wir am 26.06.08 um 5.30 Uhr am Einstieg zum Zauberlehrling am Cima Scotoni.

Dort haben wir das Topo und die Tips von Christoph Hainz auf dessen Internetseite sehr ernst genommen und kletterten mit Einfachseil, einem Rucksack den wir mit einem Halbseil nachzogen,

zudem hatte jeder einen Hammer, ebenso hatten wir verschiedene Normalhaken dabei, dies alles war im Fisch nicht nötig.

Schon die erste Seillänge ließ uns erahnen was auf uns zukommen wird.

Die wenigen vorhandenen Haken musten immer nachgeschlagen oder neu plaziert werden, der Fels ist überaus brüchig und steil, ebenso war es nicht immer leicht die Standplätze, vorallem in den letzten Seillängen zu finden.

Die fünfte SL, eine 9, ist die Schlüsselstelle und war für uns nicht frei machbar, dieses Problem lösten wir technisch mit Hilfe eines C3 Camelot Gr.000, dort ist wohl im Laufe der Zeit schon einiges weggebrochen.

Die folgenden Seillängen bis zum ersten Band liefen trotzdem sehr gut, an den brüchigen Fels konnte man sich aber nicht gewöhnen, dies machte einen umso mehr sensibel.

Gut unterwegs bis zum zweiten Band

Nach einer kurzen Pause auf dem sehr abschüssigen und schottrigen 1. Band ging es weiter Richtung 2. Band, das wir entgegen unserem Erlebnis im Fisch, diesmal erreichen wollten.

Im Mittelteil zwischen 1. und 2. Band waren zu unserer Freude auch einmal einige Meter grauer und kompakterer Fels, was sehr gut für die Nerven war.

Wieder mal kurz vor knapp erreichten wir um 21.30 Uhr das 2. Band, es war auch nicht sehr breit, aber man konnte die Gurte ausziehen und sich ausstrecken.

Wir machten es uns mal echt gemütlich, mit einem Jetboil kochten wir Kaffee und Tee, ach was braucht ein Alpinist mehr…. Irgendwie sollte es aber doch nicht so einfach sein,

denn kaum genossen wir unser Biwak, wurde aus dem harmlosen Wetterleuchten ein Gewitter.

Wir zogen uns unter eine schmale senkrechte Nische zurück und hofften auf den Morgen, zum Glück lies der Regen in der Nacht nach, hörte bald ganz auf.

Früher Start in die letzten 6 Seillängen

Bereits um 5.30 standen wir wieder bereit zum Klettern, da es nur noch 6 Seillängen bis zum Ausstieg waren und wir den ganzen Tag Zeit hatten, wollten wir nicht stressen und gingen alles gemütlich an.

Da die gelbe Wand mit den vielen Dächern sehr überhängt, war alles trocken, bisserl Glück braucht der Alpinist.

Geschenkt bekamen wir dann nichts mehr, denn jede dieser Seillängen war extrem schwer abzusichern, noch brüchiger und die Stände (oft nur alte Sanduhren) kaum zu finden.

Wir waren dann erst gegen 15.30 Uhr am Ausstieg, sehr ausgezehrt aber überglücklich und stolz.

Dort trafen wir dann auf zwei Kletterer aus Trient, die erfolgreich die Lacedelli beendet hatten, sie waren sehr glücklich, da diese Tour für viele normalerweise am 2. Band (unser Biwak) endet,

sie aber ihren Gipfel, so wie wir, machten.

Gleiche Zeit für Fisch und Zauberlehrling

Wir haben für die 23 Seillängen des Zauberlehrlings genauso lange gebraucht wie für die 38 SL des Fisches, exact 26 Stunden reine Kletterzeit, so viel zur Schwierigkeit von Chrostoph Hainz Tour.

Sehr hilfreich waren unsere Omega Pacific Link Cams, absolut ideal für fast alle Risse und Löcher, ebenso wie zehn schmale 60er Dyneemabandschlingen (im Dauereinsatz), Keile konnten wir nicht einsetzen.

Unser Bericht soll für jeden Normalkletterer Ansporn sein, seine Kletterträume auch zu leben und dran zu bleiben, mit Freude und Ehrgeiz erreicht man viel.

Berichte:

Wiederholung vom Zauberlehrling

Weg durch den Fisch – free Solo

Webtipp: Infos zum Zauberlehrling von Christoph Hainz



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