2. Seillänge Schlüsselstelle Foto © Hannes Kirchner 2. Seillänge Schlüsselstelle Foto © Hannes Kirchner
26 Juli 2005

Herbert Ranggetiners "Letzter Streich" (200m, 8b+) am Urlkopf

Nach einem Jahr Arbeit klettert Herbert die Route "DER LETZTE STREICH" am Urlkopf auf der Loferer Alm. Schwierigkeit. 8b+, 8b, 8a+, 6c, 7b+ ,7b+

Ein Projekt muss her

Es war im Juli 2004 als Mühlmann Heli und ich wieder einmal auf der Suche waren. Nein, nicht auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der mit Klettern und Kaffee trinken längst gefunden war.

Ein Projekt muss her, etwas langes, schweres, wo wir uns so richtig schön vernichten können. Unterwegs am Urlkopf gingen wir diesen kompakten Felsriegel entlang Richtung Waidringer Steinplatte.Ca.100m nach der Route ,,De Hoabuachane" standen wir dann vor diesem fast 200m hohem löchrigen Panzer.

Da Heli ,,ma des is jo fetzngeil, owa schaut verdammt knackig aus", wurscht auf gehts, Akku aufladen und schaun ob no irgendwo a poor Bolts umaliegn !

"A Oasch Boulder hoit"

Es war beschlossene Sache, am nächsten Tag um 6 Uhr ging’s los. In drei Tagen bohrten wir die Tour von oben ein und es schüttete dabei jeden Tag volles Programm. Als die Sache wieder halbwegs trocken war hatten wir endlich ersten Felskontakt. Bereits nach 4 Metern schlechte Seit- und Untergriffe, weite dynamische Züge und zum Stehn a nix gscheits. Auf gut Deutsch ,,a Oasch Boulder hoit" und das ganze in einer 200m Route. OK, nur logga bleibn, gscheit trainiern dann wird des scho werdn.

Die nächsten Monate boulderte ich mir die restlichen Längen relativ gut aus, wobei mir auch Heli mit so manch interessanter Lösung weiterhalf. Als der Winter hereinbrach zog ich am Dachboden mehr die maximalkräftigeren Sachen als sonst und kombinierte das ganze recht schnell mit Ausdauereinheiten am Fels.

Es darf nicht mehr lange dauern

Dann endlich, die Frühlingssonne gab dem Schnee den Rest und der Zustieg war wieder möglich. Ich war echt heiß, wollte diese Linie unbedingt klettern. Das gute an der Sache war, die schwierigste Länge als erstes. Ist die geknackt, müsste es irgendwie zu packen sein!

Ende Juni kletterte ich alle Längen rotpunkt, verteilt auf 2 Tage. Ein radikaler Schulterzug von einer kleinen Leiste am Anfang der ersten Seillänge machte mir das Leben nicht gerade leichter. Meine Finger zeigten erste Verschleißerscheinungen und ich wusste, es darf nicht mehr lange dauern, sonst ,,muas i a gscheite Pause einlegn". Kurzfristig speckte ich noch ein paar Kilo ab.

Der Biss und die nötige Spritzigkeit kam und 4 Wochen darauf war das Ding an einem Tag durchstiegen. Nur eine schwere Länge mehr als in der Route,, De Hoabuachane" 8b.

Mit dem kleinen Unterschied, für die Route ,,De Hoabuachane" brauchte ich einen Tag, ,,Der letzte Streich" beschäftigte mich ein Jahr.

Danke, es war eine schöne Zeit

Vor einigen Jahren sagte Pöll Franz zu mir: Das eigentlich Wichtige und Schöne von seinen Projekten und Routen, das ihm in Erinnerung bleibt, ist die Arbeit vorher:

Kletterbare Linien finden, einbohren, ausbouldern, Rückschläge verkraften, mit Freunden Pläne in die Tat umsetzen..

Beim Durchstieg ist alles klar, gelöst und getan, ein Kapitel ist abgeschlossen.

Damals lachte ich, für mich zählte nur eines: In kürzester Zeit so viele schwere Routen wie möglich! Heute verstehe ich Franz, der wohl damit sagen wollte,, Der Weg ist das Ziel". Ob auch Konfuzius (551-479v.Ch.) über das Klettern zu dieser Einsicht gelangte - das ist eine andere Geschichte.

Den Sicherungsleuten, meinem Fotografen Hannes und dem Kaffeesponsor Frank möchte ich sagen –Danke, es war eine schöne Zeit!

Weitere Begehungen von Herbert:

Gleich 3 x 8c

Per sempre 8c+ & De Hoabuachane 8b

Herberts Bericht übers Soloklettern:

Solo - das "Warum" und "Wieso"

Sponsoren:

Mountain Hard Wear Five.Ten Julbo Sportler Toyota-Huber Fliesen-Leo Optik-Maurer

Text: Herbert Ranggetiner

Fotos: Hannes Kirchner



Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.