In Julian Alps with Love (c) Stefan Lieb und Hannes Klingberg  In Julian Alps with Love (c) Stefan Lieb und Hannes Klingberg 
03 Februar 2019

In Julian Alps with Love

Hannes Klingberg und Stefan Lieb-Lind eröffnen zwei neue Mixed-Eisfälle an der Cima de lis Codis in den Julischen Alpen

– die „In Julian Alps with Love“ (M9- WI5, 185m) und die „Left from Love“ (M7+ WI5+ 180m).

Je mehr Bergsaisonen ich auf dem Buckel habe desto mehr komme ich zum Schluss, dass insbesondere beim Eisklettern oft nur glückliche Umstände oder Zufälle darüber entscheiden, ob Du einen Lauf bekommst und eine gute Eisklettersaison für Dich verbuchen kannst oder nicht. Der Trainingszustand oder auch die generellen Eisverhältnisse sind dazu eher nebensächlich – Du brauchst einfach eine Initialzündung damit der Lauf beginnt.

Diesen Winter war diese Initialzündung ein Foto von der Spragna unterhalb des Wischbergs, das wir Ende Dezember von einem Freund zugeschickt bekommen haben. Da war er, der glückliche Umstand! In einem Winter, in dem die Eisverhältnisse in den Julischen Alpen ziemlich mau sind, stand unsere Mixedlinie, an der wir vor einigen Jahren schon einmal im Zustieg im hüfttiefen Schnee gescheitert sind. Flacher ist sie seitdem auch nicht geworden, aber die Entscheidung, das Ding zu probieren, brauchte genau 10 Sekunden.

Gesagt getan: Am 4. Januar starteten wir aus der Saisera mit schwerem Gepäck den zweistündigen Zustieg in die Spragna an den Fuß der Westwand der Cima de lis Codis. Oft dünnes aber gut kletterbares Eis und ein wenig Fels brachte uns schnell an das steile Dach, das uns ins reine Eis bringen sollte. Es erwies sich ein wenig widerspenstig, aber Hannes fand mit Hilfe von 4 Bohrhaken tatsächlich eine frei kletterbare Linie – die Route war geknackt! Dementsprechend motiviert starteten wir 2 Tage später noch einmal, um die Linie frei zu klettern, was Hannes auch im dritten Versuch gelang – die „In Julian Alps with Love“ (M9- WI5 185m) war vollendet.

Mir blieb ein solcher Erfolg ob meines Trainingszustandes leider verwehrt, aber da war wieder das Glück, das eines zum Anderen kommen lässt und sich der Lauf fortsetzt: In meinem Hadern, warum das Ding doch gar so steil sein musste, ließ ich beim Abseilen meinen Blick schweifen, um vielleicht eine etwas weniger steile Linie durch den überhängenden Bereich zu finden. Und siehe da: Eislasuren, gute Felsstrukturen und Eiszapfen ließen sich links von unserer Tour zu einer Route zusammensetzen, die uns von unten gesehen gar nicht als mögliche Linie aufgefallen war.

Also ging es am 13. Januar gleich wieder los Richtung Spragna und wir kletterten in fünf kürzeren Seillängen (+ einer leichten Abschluss-Eislänge, die identisch ist mit…) in sehr abwechslungsreicher Mixedkletterei diese zweite Route hinauf. Die Route ist zwar leichter aber dafür anhaltender als die „In Julian Alps with Love“ und bietet mehr Eis als es auf dem Übersichtsbild erscheinen mag. Wir tauften sie „Left from Love“ (M7+ WI5+ 180m).

In beiden Routen stecken je 4 Zwischenbohrhaken und ein paar Normalhaken. Sonst muss mit Eisschrauben und Cams abgesichert werden. Insgesamt kein Plaisir aber auch kein Harakiri. Und das Gute an allem: Die Routen eisen relativ häufig (und nicht nur dieses Jahr) auf.

Text: Stefan Lieb-Lind

Fotos: Stefan Lieb und Hannes Klingberg 

Routeninfos

„In Julian Alps with Love“ 

Schwierigkeit: M9- WI5

Länge Eisfall: 185m

Erstebegehung: Hannes Klingberg und Stefan Lieb-Lind am 6.1.2019

Routeninfo + Topo gibt's hier


„Left from Love“ 


Schwierigkeit: M7+ WI5+

Länge Eisfall: 180m

Erstebegehung: Hannes Klingberg und Stefan Lieb-Lind am 13.1.2019

Routeninfo + Topo gibt's hier

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