23 August 2014

No Credit

Simon Gietl und Daniel Tavernini gelingt eine schwierige (10-) nur mit Normalhaken abgesicherte Erstbegehung in der Tofana di Rozes Südwand. Hier Simons Bericht.

Simon Gietl und Daniel Tavernini gelingt eine schwierige (10-) nur mit Normalhaken abgesicherte Erstbegehung in der Tofana di Rozes Südwand. Hier Simons Bericht.

Die Tofana di Rozes (3225 m) ist das Wahrzeichen Cortinas. Die Südwand ragt nicht weniger als 800 Meter in die Höhe und bildet zusammen mit der guten Felsqualität eine Kombination die Klettererherzen höherschlagen lässt.

„Als ich vor 8 Jahren zusammen mit meinem Bruder Manuel am Castelleto die Erstbegehung „Fein, Herb und Würzig“ realisieren konnte, gingen wir immer am gelben, steilen Wandabbruch der Tofana vorbei und  schauten ihn mit großen Augen an. Jetzt fast genau 8 Jahre später stehe ich zusammen mit meinem Bergführerkollegen Daniel Tavanini am Einstieg mit dem Plan im Rucksack, genau diesen Abbruch zu versuchen.

Da der Fels nicht sehr kompakt aussah und genau unter dem Abbruch ein Wanderweg entlanggeht, diskutierten wir noch, ob unser Vorhaben wohl nicht zu gefährlich sei, wenn unter uns immer wieder Leute den Wandfuß queren. Doch genau an diesem Tag war kein ausgesprochenes Wanderwetter und ehrlich gesagt schon gar kein Kletterwetter – das wiederum bedeutete auch, dass Weit und Breit kein Mensch zu sehen war. Das Abenteuer konnte beginnen. Daniel kletterte die ersten 35 Meter ohne zu zögern hoch und sicherte mich nach. In Wechselführung stiegen wir weiter und nach einer guten Stunde hingen wir schon unter dem ersten Dach, teils technisch, teils frei eröffneten wir die erste schwierige Seillänge. Zwar hatten wir schon mit dieser Länge eine große Freude aber gleichzeitig wussten wir auch, dass das erst der Anfang war: 20 Meter über uns ragte ein 2-Meter-Dach. Wir setzten uns zum Ziel, heute noch bis unter das Dach zu klettern und dann Feierabend zu machen. Wir waren mehr als zufrieden in einem Tag bis dorthin gekommen zu sein und beschlossen, einen Tag Pause einzulegen, um dann zurückzukehren. Daniel und ich waren sehr gespannt, ob wir auch dieses Dach und damit die vermeintliche Schlüsselstelle der Wand klettern können. Mit Hilfe zweier Cliffs bewegte ich mich zwei Tage später langsam über die Dachkante. Der Gedanke daran, dass, wenn mir der Cliff abrutscht, ich fünf Meter in die Platte klatsche, wie ein Vogel an eine Glasscheibe, machte es mir nicht einfacher die Stelle zu überwinden. Die Zusprüche von Daniel taten gut, aber ich wusste ebenso, wenn ich jetzt runterfalle, tut´s weh. Zudem war ich mir bewusst, dass meine Moral allein nicht reichen würde, um es noch mal zu versuchen.  Als ich endlich einen kleinen Riss sah, der leider zu wenig tief war für einen Haken, nahm ich einen Klemmkeil und versuchte ihn so gut es ging zu positionieren, aber irgendwie wollte keiner so richtig sitzen. Zum Glück hatte ich meinen Hammer zur Hand mit dessen Hilfe es mir schließlich gelang. Überglücklich baute ich unseren fünften Standplatz. Die nächste Länge führte Daniel; er eröffnete sie ohne dafür einen Haken schlagen zu müssen, laut unserer Schätzung liegt diese Länge im unteren 8. Grad. An zwei weiteren Tagen kamen wir an den Pfeilerkopf wo unsere Tour in die alte Führe „Steinkötter“ mündet. Die Erstbegehung war somit fertig, aber die Herausforderung, die ganze Tour frei zu klettern, hat erst angefangen.

Insgesamt 2 Tage putzte ich die Tour und versuchten die Schlüsselstellen zu lösen, gesichert von Andrea Oberbacher und Djego Zanesco. Nach diesen Tagen war mir klar, dass es schwierig werden würde die Tour frei zu klettern aber ich wusste auch das es geht. Wieder gemeinsam mit Daniel kehrten wir zum Einstieg zurück und bis zum großen Dach kletterten wir alles ohne größere Probleme frei. Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert und es fing dazu noch an zu regnen. Die Wand ist so steil das man auch bei Regen klettern kann, nur die Griffe haben keinen guten Gripp mehr, aber die Motivation  war groß genug und ich wollte es einfach versuchen. An der Schlüsselstelle angekommen gings mit 6 dynamischen Zügen über die Dachkante hinauf, ich wunderte mich bei jedem Zug warum ich nicht stürze und plötzlich hatten meine Hände die ersten guten Griffe. Ohne lange zu zögern stiegen wir weiter bis wir über den Abbruch waren, dort ist das Gelände teils schon geneigt nur der Regen machte es noch einmal richtig spannend. In Regenjacken kletterten wir weiter bis wir dann endlich am letzten Stand unserer Tour ankamen und uns die Hand gaben ! „NO CREDIT“ war, ist und  bleibt ein  Abendteuer.

Tourenbeschreibung und Topo "No Credit", 10- 

Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon Gietl in No Credi, 10- (c) Peter Manhartsberger
Simon und Daniel (c) Simon Gietl
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