Ines Papert in "Ritter der Kokosnuss" (M12, WI5) (c) Thomas Senf/Visualimpact Ines Papert in "Ritter der Kokosnuss" (M12, WI5) (c) Thomas Senf/Visualimpact
04 Februar 2015

Ritter der Kokosnuss

Ines Papert glingt die erste bekannte Wiederholung einer der schwersten Mixedrouten im Trad-Style (M12, WI5) + Video

Ritter der Kokosnuss (M12, WI5) erste bekannte Wiederholung einer der schwersten Mixedrouten im Trad-Style

Routeninfo: „Ritter der Kokosnuss“, Wiederholung an der Breitwangflue, Kandersteg, Schweiz; Länge 165 Meter, 4 Seillängen; Schwierigkeit M9, M12, M9, WI5; Mehrseillängen-„Trad Mixedroute“; Erstbegehung 2013 durch Robert Jasper

Ines Papert gelingt am 26.01.2015 die erste bekannte Wiederholung der extremen Mixedroute im Trad-Style Ritter der Kokosnuss (M12, WI5). Mit physischer und psychischer Unterstützung durch Rahel Schelb und Thomas Senf konnte sie die Begehung bereits auf den zweiten Versuch realisieren. Die Erstbegehung konnte Robert Jasper im Jahr 2013 für sich verbuchen.

Zwei schlaflose Jahre spekulierte ich mit der Wiederholung dieser unglaublich steilen Linie. Seine Erfahrungen mit der Route teilt Robert Jasper in Hans Hornbergers Kurzfilm. Angsteinflößende Schilderungen wie „brüchiger Fels“ und „schlechte Sicherungen“ verschafften mir den nötigen Respekt, machten mich jedoch auch ein bisschen neugierig – meterlange Eiszapfen ragten wie gigantische Haifischzähne vom Überhang bedrohlich herab. 

Endlich kam der langersehnte Anruf von Thomas Senf aus der Schweiz: Die Bedingungen in der Breitwangflue seien nicht großartig, jedoch gut genug für einen ersten Versuch meinerseits. Um dem Spuk in meinem Kopf endlich ein Ende zu bereiten, fasste ich einen Entschluss und machte mich auf den Weg nach Kandersteg.

Am Morgen des 23. Januars 2015 stand ich mit Rahel nun unter dem gigantischen Felsdach, um mich vorsichtig an diese Moralaufgabe heranzutasten. Doch bereits in der ersten Seillänge (M9) flog ich mit einem Stück Fels aus der Wand und prallte mit meinem Rücken schmerzhaft an einen darunter hängenden Eiszapfen. Nun war das Eis war gebrochen, mein Rücken zum Glück jedoch nicht. Ich kletterte weiter durch diese und auch die nächste Seillänge (M12), ehe ich es bei diesem ersten Versuch beließ. Doch mein Entschluss stand längst fest: Ich würde wieder kommen!

Nach zwei Tagen Ruhepause war auch die leichte Rippenprellung ausgeheilt und so unternahmen wir am 26. Januar 2015 in Begleitung von Fotograf Thomas Senf einen neuen Anlauf. Die Stimmung war an diesem Tag ungemein locker, schon beim Aufstieg wurden unsere Lachmuskeln aufs Neue trainiert. Schwer beladen mit unserer und Thomas’ Ausrüstung versuchen wir unseren eigenen Geschwindigkeitsrekord beim Zustieg zu brechen – Zeiten werden an dieser Stelle besser nicht genannt! Angst oder Zweifel konnten im Rahmen dieser ausgelassenen Stimmung gar nicht erst aufkommen. Motiviert und voller Vorfreude stieg ich unter anfeuernden Zurufen in die erste Länge ein.

Sturzfrei ging es durch die erste M9 Seillänge, weiter folgte das ausladende Dach (M12). Danach (M9) musste ich auf mein „on-sight“-Niveau vertrauen. Doch die Füsse verloren den Halt, ich schwebte an schlechten Hook´s hängend für Sekunden über der Tiefe und beinahe hätte mich die Kraft verlassen. Doch Dank meiner Entschlusskraft schaffte ich es durch den schwierigen Überhang und schlug mit letzter Kraft in die dünne Eisglasur über der Dachkante. Noch ein weiterer Move an den Eiszapfen, plötzlich von oben eine kalte Dusche. Doch das war in diesem Moment egal, denn ich hatte es geschafft und fühlte mich herrlich! Rahel und Thomas empfingen mich mit Lobeshymnen und Komplimenten, sie freuten sich mindestens genauso sehr wie ich. In solchen Momenten ist es schön, so gute Freunde an seiner Seite zu wissen!

Mein erfolgreicher Durchstieg wurde auch am Abend bei meiner Schweizer Freundin Mary Ebneter gebührend gefeiert. Bei einem ausgezeichneten Abendessen wurden wir mit jeder Menge Schnupf und Schnaps bewirtet. Letzteres sollte ein gute Vorbereitung auf meine bevorstehende Reise ins Whisky Eldorado Schottland sein. Dort werde ich am 21. Februar beim „Fort Williams Mountain-Festival“ einen Vortrag halten und natürlich – klettern!

Ein riesiges Kompliment geht an Robert Jasper für diese unglaublich geniale Route und die mühevolle Arbeit beim Einrichten. Die Schwierigkeit ist in jedem Fall korrekt ausgewählt, „Ritter der Kokosnuss“ bietet eine echte Herausforderung, auch wenn ich die Sicherungen als gar nicht so schlecht empfunden habe. 

Text: Ines Papert/Lisa Lindner
Fotos: Thomas Senf/Visualimpact

Web: www.ines-papert.de

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