Reißtests Selbstsicherungsschlingen im Eis Reißtests Selbstsicherungsschlingen im Eis
13 Januar 2017

Test-Serien zum Abalakov Stand im Eis

Die Österreichischen Bergführer haben bei ihren Ausbildungskursen interessante Tests zur Haltbarkeit eines Abalakov-Eisuhr Standes durchgeführt.

Die Österreichischen Bergführer haben bei ihren Ausbildungskursen interessante Tests zur Haltbarkeit eines Abalakov-Eisuhr Standes durchgeführt.

Auf unsern Ausbildungskursen wird oft  sehr intensiv diskutiert, Sicherungstechniken werden geschult und kritisch auf ihre Praxistauglichkeit überprüft. Im Zuge unserer Diskussionen stellt man hin und wieder fest, dass entsprechende Versuche zu unseren Fragen oft nicht existieren und wir keine konkreten Aussagen treffen können. Aus diesem Grund haben wir Praxistests auf den Eisfallkursen 2014 und 2015 zu folgenden Themen durchgeführt:
 
1). Abseilen (geführt) mit einem bzw. zwei Gästen am Eisfall:

Die zentrale Frage war, was passiert wenn ein Gast (geführte Person) beim Abbau der Rücksicherungsschraube in die Schlinge der Abalakov Eisuhr fällt?
 
Der Versuchsaufbau:
Abalakov Eissanduhr, Reepschnurschlinge / Halbseilstück, Karabiner und Standplatzschlinge (Auge / Reihenschaltungsschlinge), Selbstsicherungschlinge, Klettergurt und Sturzgewicht. Dieses war bei unseren Praxistests 101,4 Kg, um eine möglichst große Bandbreite an möglichen maximalen Gewichten abzudecken, (simuliert durch einen Reifen gefüllt mit Sandsäcken mit ähnlichen Eigenschaften wie der menschliche Körper, zur Verfügung gestellt von der DAV Sicherheitsforschung).
 
Die Testserie 2014
 
Eisfall Praxistests: Bergführerkurs, Eisfallkletterlehrgang 21.01.2014, Rain Riva di Tures 1526m, -1°C trocken
Sturzgewicht: 101,4 Kg gesamt (Reifen 30,7 Kg, Sandsäcke 23,4 Kg, 23,9 Kg, 23,4 Kg), eine dem menschlichen Körper ähnliche, leicht elastische Masse.
Eisuhr:  Seitenlängen vom Dreieck 21, 18, 20 cm, bzw. Detailangaben in den Einzelberichten,
Schlinge in der Eisuhr:  7 mm Reepschnur bzw. Halbseile 8,5 und 9 mm.
 

Vers.MaterialVerwendungFall-
höhe
Ergebnis
    01Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutGebraucht 120 cm310 cmSelbstsicherungsschlinge abgerissen
    02Schlauchband, Polyamid, 16 mm, MammutGebraucht 120 cm310 cmAlles gehalten
    03Schlauchband, Dyneema + Polyamid 12 mm, EdelweissGebraucht 120 cm310 cm7 mm Reepschnur der Eisuhr abgerissen (3. Sturz in die Reepschnur)
    04Schlauchband, Dyneema + Polyamid 12 mm, EdelweissGebraucht 120 cm310 cmNeue 7 mm Reepschnur, alles gehalten
    05Schlauchband, Dyneema + Polyamid 12 mm, EdelweissGebraucht 120 cm310 cm7 mm Reepschnur der Eisuhr abgerissen
    06Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutGebraucht 120 cm310 cmSelbstsicherungsschlinge abgerissen
    07Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutGebraucht   90 cm290 cmSelbstsicherungsschlinge abgerissen
    08Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutGebraucht   90 cm300 cmSelbstsicherungsschlinge abgerissen
    09Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutGebraucht   60 cm230 cmSelbstsicherungsschlinge abgerissen
    10Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmAusbruch der Eisuhr, 7. Sturzbelastung
    11Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmAlles gehalten
    12Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmAlles gehalten
    13Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmHüftgurtband ist abgerissen
    14Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmGurtband wurde durch Gurtschnalle gezogen
    15Triple Safety Loop Dyneema, Rundmaterial ca. 8 mmGebraucht   67 cm250 cmNeuer Gurt, alles gehalten
    16Flachband, Dyneema, 8mm,  Black DiamondGebraucht 120 cm266 cmAnkerstich bis Karabiner durchgezogen
    17Flachband, Dyneema, 8mm, Black DiamondGebraucht 120 cm266 cmAnkerstich durchgezogen -> Absturz
    18Flachband, Dyneema, 8mm, Black DiamondGebraucht 120 cm266 cmMastwurf durchgezogen auf 2mm gehalten!
    19Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutNeu 60 cm218 cmAlles gehalten
    20Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutNeu 60 cm218 cmAlles gehalten incl. Knoten für Abseilgerät
    21Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutNeu 60 cm218 cmAnseilring am Gurt abgerissen
    22Schlauchband, Dyneema, 8mm, MammutNeu 60 cm218 cmAlles gehalten, neuer Hüftgurt

Heli Mittermayr, 21.01.2014
 
Zusammenfassung:
Eine Abalakov Eissanduhr in der Eisqualität I (gut), mit einer Bohrlochtiefe von ca. 19cm hält jeder möglichen Sturzbelastung, in eine statische Selbstsicherungsschlinge stand.
Entscheidend ist die Reepschnurdicke, ab 7mm hält die mindestens einen Sturz manchmal auch zwei, besser sind für die Eisuhr Halbseil- oder Zwillingsseilstücke!
Generell ist ein Sturz in die Selbstsicherungsschlinge am Standplatz zu vermeiden da dieser  zu hohen Fangstoßkräften (diese konnten leider nicht ermittelt werden, ein entsprechendes Messgerät stand nicht zur Verfügung) und nicht abschätzbaren Verletzungen führt .
Die Ergebnisse waren trotzdem sehr interessant  und aufschlussreich für unsere Führungstätigkeit:
Klassische Polyamid- und Mischgewebeschlingen haben bei allen Stürzen gehalten, das gebrauchte Dyneemamaterial ist sofort abgerissen, das neue noch nie gebrauchte hat gehalten.
Die Triple Safety  Loop (Austrialpin) hat alles gehalten, führte jedoch  Aufgrund der geringen Dehnung und des hohen Fangstoßes a)zum Hüftgurtriss,  b) zum Auszug einer korrekt zurückgefädelten Gurtschnalle und c) zum Ausbruch der Eisuhr.
Aufbauend auf  die von uns 2014 an die DAV Sicherheisforschung weitergeleitenden Messergebnisse hat diese eine umfassende Untersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse bei den Dyneemaschlingen wurden von der Sicherheitsforschung bestätigt.
Fazit:
Schlingen die gebraucht aussehen, sollten bereits nach 3 Jahren Gebrauch ausgesondert werden, Polyamid und Mischgewebeschlingen können 6-10 Jahre verwendet werden, wenn das äußere Erscheinungsbild in Ordnung ist. Ausführliche Infos siehe DAV Hompage Bergsport / Sicherheit, „Gebrauchsdauer von Bandschlingen“ DAV Panorama 4/2015.
 

Reißtests Selbstsicherungsschlingen 2014

Die Testserie 2015
 
2.) Was ist der ideale Bohrwinkel in Bezug zur Eisoberfäche bei einer Abalakov  Eisuhr. Das gleichseitige Dreieck  ist nach wie vor optimal, die Fläche des Dreiecks ist entscheidend für die Haltekraft der Eisuhr.

A) Wie verändert sich die Haltekraft bei neutraler (90° zur Eisoberfläche) im Vergleich zu einer hängend (40° nach unten) und einer aufgestellt (40° nach oben) gebohrten Eisuhr.

Der 1. Vergleichstest erfolgte bei Eisuhren mit 10cm Bohrlochabstand und horizontal angeordneten Bohrlöchern.
Ergebnisse: Ausbruch der Eisuhr bei folgenden Kräften:
 

SetzwinkelSeil / ReepschnurHaltekraft in KN
90° zur Eisoberfläche (waagrecht),Halbseil Edelweiss Stratos 9mm5,7
40° nach unten (hängend),Halbseil Edelweiss Stratos 9mm2,2
40° nach oben (aufgesteilt)Halbseil Edelweiss Stratos 9mm4,3
90° zur EisoberflächeKevlarreepschnur Beal 5,5mm4,6

 
B) wie verändert sich die Haltekraft bei vertikaler Anordnung der Bohrlöcher mit
5,6 KN Ausbruch der Eisuhr sehr großflächig!
 
Der 2. Vergleichstest erfolgte bei Eisuhren die mit einer 21 cm Schraube gebohrt wurden und mit einem Stratos Halbseil als Schlinge.
Ergebnisse:
Ausbruch der Eisuhr bei folgenden Kräften, die Größe des Dreiecks ergibt sich aus den gemessenen Abständen der Bohrlöcher (vorne, links , rechts):
15 KN bei 90° zur Eisoberfläche (waagrecht); 15cm-18cm-17cm, kleiner scharfer Ausriss
6,4 KN bei 20° nach unten (hängend); 15cm-17cm-18cm, großflächiger Ausbruch!
6,2 KN bei 20° nach oben (aufgesteilt; 15cm-18cm-17cm, großflächiger Ausbruch!
8,9 KN bei stehender (vertikaler) Bohrlochanordnung; 16cm-19cm-17cm, großflächiger Ausbruch!
 
Fazit:
Die besten Haltekräfte bei einer Eisuhr, werden bei horizontaler Anordnung der Bohrlöcher und einer Bohrung 90° zur Eisoberfläche erzielt.
 
 
3.) Welche Sanduhrgröße hält einen Sturz in die Selbstsicherungsschlinge, Sturzgewicht 86Kg (Reifen und Sandsäcke)
 

EissuhrLochabstand
Vorne, links, rechts
FallhöheErgebnis
7cm7cm-8cm-6cm2,3mAusbruch beim 1. Versuch
10cm10cm-10cm-10cm2,3mAusbruch beim 1. Versuch
13cm13cm-12cm-15cm2,3mAusbruch beim 1. Versuch
15cm15cm-13cm-13cm2,3mSturzbelastung Standgehalten
22cm22cm-17cm-18cm2,3mSturzbelastung Standgehalten

 
Fazit:
Ab einem Bohrlochabstand und Bohrlochtiefe von 15cm kann man davon ausgehen dass die Eisuhr bei einer Sturzbelastung in den Stand hält. Die Empfehlung ist die Eisuhr mit einer möglichst langen Schraube (20-22cm) möglichst tief zu bohren.
 
 
4.) Welche Reepschnurdicke hält einer Sturzbelastung in die Selbstsicherungsschlinge?, Sturzgewicht 86Kg (Reifen und Sandsäcke)
 

Reepschnur-durchmesserLochabstand
Vorne, links, rechts
FallhöheMaterialVerbindungsknotenErgebnis
5 mm22cm-21cm-18cm2,3mPolyamidSackstich in TropfenformRiss der Reepschnur bei 7,02 KN
6 mm19cm-19cm-18cm2,3mPolyamidSackstich in TropfenformRiss der Reepschnur bei 7,26 KN beim 2. Sturz
7 mm20cm-18cm-18cm2,3mPolyamidSackstich in TropfenformKein Riss
8,5 mm Halbseilstück22cm-21cm-21cm2,3mPolyamidSackstich in TropfenformKein Riss

 
Fazit:
Die Empfehlung ist 7mm Reepschnüre oder besser Zwillings-/Halbseilstücke 7mm und dicker zu verwenden.
 
5.) Was hält eine kurze Eisschrauben der Länge 7,5cm bei verschiedenen Eisqualitäten?
 

EisschschraubeEisqualitätSetzwinkelErgebnisKN
Austrialpin 7,5 cmI, gut10° hängendAusbruch Eis, Schraube unversehrt5,6
Austrialpin 7,5 cmI, gut10° hängendAusbruch Eis, Schraube unversehrt6,8
Austrialpin 7,5 cmI, gut90° zur EisoberflächeAusbruch Eis, Öse der Schraube leicht verbogen6,4
Austrialpin 7,5 cmII, mittel5° hängendAusbruch Eis, Schraube unversehrt2,8

 
Fazit:
Bei einem Standplatz im Eis empfehlen wir Eisschrauben mit einer Mindestlänge von 16cm.
 
Die Tests wurden mit den Ausbildungslehrgängen 2014 und 2015, den Ausbildern: Albert Leichtfried, David Nössig, Gerhard Fiegl,
Benedikt Purner, Gernot Lachmair, Gerald Zussner, Lisi Steurer, Christian Piccolruaz, Jürgen Reinmüller, Alfred Dworak und Heli Mittermayr (Kursleiter Eisfallklettern) duchgeführt.
 
Zusammenfassung: Heli Mittermayr, August 2015

www.bergfuehrer.at

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