Espiandimonis(c) Silvia Vidal Espiandimonis(c) Silvia Vidal
14 April 2012

Silvia Vidal: 32 Tage Bigwall-Solo in Patagonien

Die katalanische Techno Spezialistin eröffnet eine 1300m Bigwall Route bei widrigsten Wetterbedingungen.

+ kurzes Interview

+ Video

Eine Neutour an der „Serrania Avalanch“ Wand im chilenischen Teil von Patagonien. Die Tour heißt „Espiandimonis“ (Drachenfliege auf Katalanisch). Die ersten schweren 1300 m sind A4/6b, danach wird es auf 200 m leichter (maximal IV+) und es geht über Schnee zum höchsten Punkt. In der Wand gab es bereits eine Tour, doch der Gipfel wurde vor Silvia von keinem Bergsteiger erreicht.

Alleine in der Wand

Lediglich für den Materialtransport durch dichten dschungelartigen Wald zum See am Wandfuß holte sich Silvia noch Unterstützung von zwei argentinischen Bergsteigern. Danach bestieg sie alleine ihr Schlauchboot und ruderte zum Einstieg. Die ersten 350 m bis zum Camp 1 wurden für den Materialtransport noch fixiert, doch vom 8. Feb. bis 10. März. verbrachte Silvia alleine in der Wand. Für das Abseilen vom Gipfel über die Tour brauchte sie weitere 3 Tage. Von den 32 Tagen in der Wand verbrachte sie 16 in einem Portaledge ohne einen Schritt weiter zu kommen.

Der Große Regen

„Dass es dort viel regnet ist normal und der heftige Regen kann Tage dauern und verwandelt die Wand in einen Sturzbach, mit Wasserfällen (siehe Video unten!), was es unmöglich macht zu klettern oder irgendwie zu manövrieren. Deshalb verbrachte ich die Hälfte der Zeit (jedoch nicht an einem Stück) im Portalegde ohne irgendwas zu tun.“ Im Regen war es Silvia auch unmöglich tiefer in die Wand abzuseilen, weshalb bei ihr auch große Zweifel über den Erfolg der Expedition aufkamen.

Wie immer war Silvia ohne jegliche Kommunikationsmöglichkeit zur Außenwelt (kein Telefon, kein Radio, keinen Wetterbericht) unterwegs.

Eine Erfahrung bei der das Klettern in den Hintergrund tritt

In den knapp zwei Monaten ihres Trips hat Silvia extrem viel erlebt und war ständig auf sich alleine gestellt. Bei der dreitägigen Abseiltour hatte Silvia große Probleme mit verhängten Seilen und musste deshalb auch in einigen Fällen das Seil durchschneiden. „Ich habe mein bestes versucht, die Seile runter zu bekommen, die Seillänge noch mal hochzuklettern, sich voll ins Seil hängen, nichts hat geholfen. Ich erwähne das, da ich diese Seile leider als Müll zurücklassen musste.“

Nach dem Gipfelsieg, als Silvia alleine mit den Houlbags zurück musste (was auch eine Woche dauerte) merkte sie, dass sie die auf dem Rückweg mit Hochwasser gefüllten Flüsse nicht mehr überqueren konnte. „Ich musste weitere vier Tage warten und hatte echtes Glück, dass es drei Tage in Folge nicht geregnet hat, was den Wasserstand der Flüsse etwas sinken ließ.“

Am Ende erreichte Silvia aber wieder wohlbehalten die Zivilisation und hat uns per Mail auch ein paar Fragen beantwortet:

Du hast dich ja auf das Solo-Technoklettern spezialisiert. Was motiviert dich alleine so lange Zeit unterwegs zu sein?

Was mich genau motiviert kann ich nicht sagen, die Motivation ist einfach da und ich folge ihr.

In Chile hat es ja ziemlich viel geregnet. Was war der wichtigste Gegenstand (Ausrüstung und Verpflegung) auf diesem Trip und wie hoch waren deine Essens- und Wasserreserven?

Der Regen war der härteste und auch gefährlichste Feind in der Wand. Um bei dieser Tour Erfolg zu haben, musste ich gegen den Regen ankämpfen. 16 Tage konnte ich nichts machen, außer warten bis der Regen endlich aufhört. Es war nicht möglich aufzusteigen oder die Wand zu verlassen, da überall Wasserfälle waren. Ich habe aber mit diesem schlechten Wetter gerechnet, weil es dort fast immer so ist.

Ich habe für 34 Tage Essen mitgenommen. Wasser war diesmal nicht das Problem:-). Es gab Trockenobst zum Abendessen und Müsli zum Frühstück, dazwischen Powerbars.

Als Ausrüstung hatte ich die Standard Big Wall Ausrüstung mit, was leider viel Gewicht bedeutete.

Was war bei dieser Expedition die gefährlichste Situation?

Das Abseilen im Regen zum Portaledge, denn manchmal hat es erst Tagsüber zu schütten begonnen und es bildeten sich große Wasserfälle in der Wand. Auch die angeschwollenen Flüsse auf dem Rückweg waren eine große Gefahr für mich und ich hatte echtes Glück mit den drei regenfreien Tagen.

Bei deinen Expeditionen bist du ja lange Zeit von der Zivilisation abgeschnitten, was geht dir dabei am meisten ab?

Meine Freunde und Familie.

Was sind deine nächsten Projekte?

Ausruhen, mein Körper braucht nach einer Expedition wie dieser 4-5 Monate Erholung.

Ausrüstungspartner von Silvia Vidal:

Boreal

Millet

Black Diamond

Sterling Rope

Webtipps:

www.vidalsilvia.com

Solo Erstbegehung in Indien (25 Tage)

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