Simon Gietl Simon Gietl
14 Oktober 2009

Traditionelles Klettern in den Dolomiten

„Hoch lebe“ das traditionelle Klettern in den Dolomiten; heikler, mühevoller aber erlebnisreicher Sommer für Simon Gietl

Auf einen ereignisreichen Sommer kann der 24jährige Südtiroler Alpinist Simon Gietl zurückblicken. Simon, Mitglied des Salewa-alpineXtrem Team, hat sich bereits in den vergangenen Jahren durch zahlreiche wagemutiger Begehungen im Besonderen in den Dolomiten in der Alpinszene einen Namen gemacht. Diesbezüglich sind die erste vollständige Wiederholung einer Südtiroler Seilschaft des Zauberlehrlings an der Cima Scotoni und die erste Wiederholung der Mutschlechner-Großrubatscherführe am Heiligkreuzkofel zu erwähnen.

Krieger des Lichts

Die Glanzstücke seines alpinen Schaffens im diesjährigen Sommer sind sicherlich die Erstbegehung des „Krieger des Lichts“ an der Cima Scotoni und die Erstdurchsteigung einer Furcht einflößenden Wand im bekannten Wandergebiet Pederü-Fanes im Gadertal. Erstere, also „Krieger des Lichts“, verläuft rechts vom Zauberlehrling über ausgesprochen guten Fels durch den steilsten und abweisendsten Teil der Südwestwand. Viele seiner alpinen Erfolge konnte der Bergführeranwärter gemeinsam mit seinem Bruder Manuel feiern. Da sich dieser jedoch bei einem Sturz, dessen gesundheitlichen Folgen ihn immer noch plagen, so schwer verletzte, dass er sich seitdem kaum noch im alpinen Gelände in mentale Grenzbereiche vorwagt, schielte Simon nach neuen eifrigen und ebenso motivierten wie zu begeisterten Seilgefährten. Schlussendlich konnte er Hannes Peifhofer für die Idee einer Neutour an der Cima Scotoni gewinnen.

Nach sieben Tagen harter Arbeit war die Erstbegehung unter Dach und Fach. Nun sollte schließlich die durchgehende Rotpunktbegehung an einem einzigen Tag folgen. Peifhofer war allerdings für dieses Vorhaben nicht zu gewinnen, und wünschte Simon viel Glück mit der Anmerkung: „Sel weard wo strenge san (Das wird wohl hart und schwierig werden)“. Nach einigen ausgiebigen Trainingssessions mit Augenmerk auf die Ausdauerkraft konnte Gietl zwei Wochen später sein Vorhaben in die Wirklichkeit umsetzen. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Route, die alle Facetten besitzt, um zu einem alpinen Extremklassiker zu werden. Die Route besticht neben einer Länge von 540 Metern und der Schwierigkeit IX auch durch die tollkühne und traditionelle Absicherung. So verwendeten die Erstbegeher keine Bohrhaken.

Tränen der Erinnerung

Eine weitere Erstbegehung, bei der es sich sogar um eine erste Durchsteigung einer 400 Meter hohen Wand im Fanesgebiet handelt, konnte Gietl nach tagelanger mühevoller Arbeit und Schinderei verbuchen. Das erste Mal nahm die Wand im Laufe einer Skitour Raum in Gietls alpiner Gedankenwelt ein. Die Wand schien wie eine Festung aus gelbem Dolomit zu sein. Infolgedessen scheiterten schon zahlreiche Erstbegehungsversuche namhafter Kletterer. Gietl und sein Seilpartner stellten sich die Frage, woran alle vorherigen Versuche gescheitert waren: War es der überaus anspruchsvolle Fels, die Komplikationen im Falle eines Rückzugs oder die klettertechnischen Schwierigkeiten?

Im Zuge ihrer Mühen kamen sie zum Schluss, dass die Wand den Kletterern in allen obig genannten Bereichen alles abverlangte. Der Fels lässt kaum flüssiges und unbekümmertes Klettern zu. Ein Rückzieher nach der 5. Seillänge gestaltet sich heikel oder ist gar nicht mehr möglich. Dennoch gelang es Gietl jede einzelne Seillänge rotpunkt zu durchsteigen, wobei ihm Schwierigkeiten bis zum IX Grad abverlangt wurden. Fazit: Die Route ist 400 Meter lang, teilweise sehr schwierig und heikel abzusichern und weist den Schwierigkeitsgrad IX- auf. Simons Dank richtet sich vor allem auch an seinen treuen und aufopfernden Seilpartner Patrick Seiwald, der ihm stets zu Höchstleistungen motivieren konnte.

Gietl gab der Route den Namen „Tränen der Erinnerung“ und widmete sie seinen Freund Klaus Reichegger der seit Kurzem nicht mehr unter uns weilt. Gemeinsam mit Reichegger gelang ihm 2007 die Erstbegehung „Clean isch geil“ VII im den Sextner Dolomiten. In der gesamten Route verwendeten die wagehalsigen Erstbegeher keinen einzigen Haken.

Hunger und Begierde nach alpinen Ersterkundungen

Dennoch war Simons Hunger und Begierde nach alpinen Ersterkundungen noch nicht gestillt. Im gleichen Stile, also ohne Einsatz von Bohrhaken, weder an Standplätzen noch als Zwischensicherung, eröffnete er noch den „Besinnungspfad“ am Langkofel (500m, oberer 7. Grad, 8 Standhaken und 3 Zwischenhaken), die „kein Platz für Zärtlichkeit“ am Torre del Lago (400m, oberer 8. Grad, nur Normalhaken), die er um einiges anspruchsvoller einschätzt als die „Jugendliebe“ am Heiligkreuzkofel, und „Karolin`s Träume (7, 300m, nur Normalhaken) am Fiechtelturm.

Des Weiteren gelang Gietl am Heilgkreuzkofel folgende Erfolge: die erste Solobegehung der Tour „Auf die Felsen ihr Affen“ (8. Schwierigkeitsgrad), die on-sight-Begehung der Route „la perla preziosa“ (9+) und die wahrscheinlich erste Wiederholung der Tour „Silberschrei“ (9. Schwierigkeitsgrad). Letztere kletterte er alle Seillängen rotpunkt.

Sponsoren: Salewa und Sportler

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