Gerlinde Kaltenbrunner auf dem K2 Gipfel (c) Maxut Zhumayev National Geographic Gerlinde Kaltenbrunner auf dem K2 Gipfel (c) Maxut Zhumayev National Geographic
29 Dezember 2011

Jahresrückblick 2011

Die großartigsten Begehungen und aufregendsten Abenteuer und die zwei besten Bergsportler des letzten Jahres…

Expeditionsbergsteigen

Geschafft

Gerlinde Kaltenbrunner hat als erste Frau alle 14 Achttausender ohne künstlichen Sauerstoff bezwungen. Im vierten Anlauf gelingt der sympathischen Österreicherin der K2 über den Nordpfeiler (mehr). Wer Gerlindes K2 Bericht 2012 in Österreich live miterleben möchte, hat hier die Gelegenheit dazu.

Winterträume

Die Winterbesteigung eines 8000ers ist sicher die vielleicht letzte und größte Herausforderung im Höhenbergsteigen. Letzten Winter waren wieder eine handvoll Expeditionen im Karakorum unterwegs, von denen nur die Winterroutiniers Simone Moro und Denis Urubko erfolgreich waren. Gemeinsam mit Cory Richard erreichten sie am 2.2.2011 den Gipfel des Gasherbrum II (8.035 m) (mehr).

Ihr Ziel für diesen Winter ist der Nanga Parbat (mehr)

Ansonsten war es 2011 im Expeditionsbergsteigen eher ruhig. Favresse und Villanueva gelang die Fitz Roy Ostwand on sight (mehr). Christian Stangel klettert nach seiner großen K2-Lüge mit Beweiskamera auf den Kantsch (mehr) und geht mit Promizeugen, wie Hans Kammerlander auf Expedition. Der Everest bekommt eine Webcam und ein 3G Handynetz, um Wohnzimmeratmosphäre zu schaffen.

Sportklettern

Der 12te Grad

Dem US Kletterer Chris Sharma gelingt nach drei Jahren im April sein Megaprojekt im spanischen Klettergebiet Margalef. Chris, um den es 2011 ansonsten recht ruhig war, hält sich auch vornehmen mit der Bewertung zurück und überläßt das Bewerten den Wiederholern. Da Chris bei seinen bis dato vier 9bs (12-) Erstbegehungen hinsichtlich Bewertung weniger schweigsam war, darf der bis dato höchste Schwierigkeitsgrad 9b+ oder 12-/12 vermutet werden (mehr).

Adam Ondra Superstar

Obwohl Chris mit „First Round first Minute“ am obersten Ende der Skala eincheckt, ist es der junge Tscheche, den man 2011 getrost als den stärksten Kletterer bezeichnen kann. Fünf 9bs, die meisten davon nach nur wenigen Versuchen, eine 8c+ on sight (am selben Tag nach einer 9b, mehr) und die erste Wiederholung der sagenumwobenen Chilam Balam, 9b von Bernabe Fernandez (mehr) sind Adams 2011er Highlights.

In der zweiten Saisonhälfte widmet sich Adam mehr dem Bouldern. Das beeindruckende Ergebnis 1. Wiederholung von Gioia Fb 8c+ (mehr)

Frauenpower

Kurz vor Jahresende gelang Sasha DiGiulian "Pure Imagination" 9a. Die 18-jährige US Amerikanerin dringt damit als zweite Frau in den glatten 11ten Grad vor (Video).

Alpine Higlights

Eiger Speed

Gute Verhältnisse und eine vorhandene Spur verhalfen Daniel Arnold zu einem neuen Speedrekord am Eiger. Der 27-Jährige durchstieg die legendäre Nordwand solo in 2 Stunden 28 Minuten. Damit ist er 20 Minuten schneller als der bisherige Rekordhalter Ueli Steck (ohne eigene Spur) (mehr).

Wenige Tage davor rennen Roger Schäli und Simon Gietl gesichert in 4:25 über die Heckmairroute durch die 1800 m hohe Wand – neuer Teamrekord(mehr

Alpine Climbs

Hansjörg Auers Saison beginnt mit der ersten freien Begehung von "Hallucinogen Wall" (5.13+, R 16 SL) im Black Canyon, Colorado, USA (mehr), eröffnet dann mit seinem Bruder eine schwere Neutour in der Marmolada Südwand (Bruderliebe, 800m, 8b/8b+ mehr) und schließt die Saison mit der free solo Begehung des Schüsselkar Klassikers Bayrischer Traum(8) ab.

Wiederholungen am laufenden Band

Auf ein fast perfektes Jahr kann David Lama zurückblicken. Zu Beginn scheitert er zwar erneut mit dem Freikletterversuch der Maestri Route am Cerro Torre (mehr), danach geht es aber Schlag auf Schlag. David gelingen "Camilotto-Pellisier" (8a+) an der Großen Zinne on sight, die erste freie Wiederholung und erste durchgehende freie Begehung der "Paciencia" (900 m/ 8a) in der Eigernordwand und "American Beauty", 8a+ in Chamonix.(mehr).

Nach seiner erfolgreichen Expedition zum „Cerro Kishtwar“, 6155m, Indien, wo ihm gemeinsam mit Stephan Siegrist eine schwierige Erstbegehung gelingt (mehr), schlägt er noch in Lofer zu und sprintet durch die moralisch anspruchsvollen Huber-Touren Stoamandl 8b, Donnervogel 8b (mehr) und Feuertaufe, 8b+ (mehr) – Beeindruckend, in welcher kurzen Zeit David die schwierigen Hubertouren abhackt.

Trilogie

Robert Jasper und Roger Schäli vollendeten mit der ersten freien Begehung der „Sebastien Gay Memorial Route“ 1000m, M8 ihre Nordwand Trilogie, Eiger, Matterhorn und Grandes Jorasses (mehr)

Schwerster Bigwall

Der vermeintlich schwerste Bigwall der Welt erhielt eine zweite Begehung. Nico Favresse und Adam Pustelnik wiederholen Orbayu, das 9a-Meisterwerk der Pou Brüder. Auch hier purzelte der Bewertungsvorschlag der Erstbegeher etwas in den Keller (mehr).

Das Wettkampfjahr

Der Weltcup war 2011 fest in Österreichischer Hand. Beim Bouldern gewinnt das Kletterpaar Anna Stöhr und Kilian Fischhuber, wobei anzumerken ist, dass Adam Ondra gefehlt hat. Im Lead ist, ebenfalls ohne Adam Ondra, Jakob Schubert eine Klasse für sich und gewinnt den Gesamtweltcup mit großem Vorsprung. Bei den Damen geht der Sieg an die Slowenin Mina Markovic. Angela Eiter erreicht Rang vier.

Ein weiterer Saisonhöhepunkt war die Weltmeisterschaft in Arco. Bei den Damen ging der Weltmeistertitel an Anna Stöhr (Bouldern) und Angela Eiter (Lead), bei den Herrn patzte Kilian Fischhuber und Jakob Schubert musste sich lediglich dem Spanier Ramón Julian Puigblanque geschlagen geben.

Overall eine grandiose Saison für Österreich. Deutschland kämpft nach wie vor um das Erreichen eines Podestplatzes, was 2011 nur gelegentlich, wie z.B. Juliane Wurm bei der WM gelang.

Bergsportler des Jahres

Erstmals vergibt die bergsteigen.at Redaktion diesen Titel, für herausragende oder auf das gesamte Bergjahr verteilte gute Leistungen. Bei den Damen geht diese Auszeichnung ganz klar an Gerlinde Kaltenbrunner, die am Nordpfeiler des K2s erneut Ausdauer zeigte und nachdem alle anderen Teams bereits abgereist waren doch den Gipfel erreichte. Bei den Herren geht der Titel an den jungen Österreicher David Lama. Kein anderer Bergsteiger hat verteilt auf mehrere Disziplinen im Jahr 2011 so viele großartige Touren gemacht.

Beiden Athleten herzlichen Glückwunsch und euch allen einen guten Rutsch ins Bergjahr 2012!



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