David Lama und Peter Ortner beim Zustieg zum CT 2011 (c) Red Bull David Lama und Peter Ortner beim Zustieg zum CT 2011 (c) Red Bull
24 Januar 2012

Cerro Torre frei

David Lama erfüllt sich seinen Traum und klettert am 20. und 21.1.2012 als erster rotpunkt durch die Kompressor-Route auf den vielleicht schwierigsten Berg der Welt…

"Ich kann es nicht glauben … Seit drei Jahren verfolgt mich diese Idee, die Kompressorroute am Cerro Torre frei zu klettern, und jetzt wurde mein Traum wahr!“

David und sein Partner Peter Ortner checkten am 19.1. in El Chalten ein, zogen gleich weiter zum Nipo Nino Camp und am nächsten Tag hinauf zum Col de la Paciencia. Nach einer kurzen Rast stiegen sie um ca. 1 Uhr in die Tour ein und kletterten zügig bis zum Beginn des Bohrhakenquerganges. Dort kletterte David statt nach rechts gerade aus hinauf und fand ein paar Meter links vom Salvaterra-Riss eine freie Möglichkeit. Im zweiten Versuch vom Stand weg hatte er die Seillänge rotpunkt im Sack. Danach ging es weiter zu den Eistürmen, wo sie ihr Biwak einrichteten.

Am nächsten Morgen machte sich David dann an die Headwall. Hier hatten am 17.1.2012 die Amerikaner Hayden Kennedy und Jason Kruk, nachdem sie den Cerro Torre mit nur fünf Bohrhaken, aber auch technisch (A2) bezwungen hatten, beim Abseilen fast alle Bohrhaken entfernt. David stand dadurch vor einer psychisch anspruchsvollen Aufgabe, die nun sehr schlecht gesicherte Headwall frei zu klettern. Er folgte anfangs der originalen Compressor Route und kletterte später rechts durch Risse und Verschneidungen hinauf zum Gipfel.

David und Peter gelang die Tour im Alpinstil in 24 Std. vom Col de la Paciencia. Als Bewertungsvorschlag wirft David 8a aus.

„Für mich ist die erste freie Begehung des Südwestgrats des Cerro Torres der Abschluss des vielleicht größten Abenteuers meines Lebens und ich bin stolz, dass ich es ohne zusätzlichen Bohrhakeneinsatz geschafft habe. Ich habe in den letzten Jahren viel gelernt und das Klettern in diesem großartigen Gebirge ist einfach toll“ meint David.

David hat mit dieser Leistung ein großes Kapitel Alpingeschichte geschrieben und auch abgeschlossen.

Herzlichen Glückwunsch!!!

Geschichte der Kompressor Route:

Nachdem die vermeintliche Erstbegehung des Cerro Torre am 30. Januar 1959 durch Cesare Maestri und dem Tiroler Toni Egger über die Nordwand, bei der Egger starb, immer mehr in Zweifel gezogen und der Cerro Torre mitunter weiterhin als „unmöglicher Berg“ bezeichnet wurde, kehrte elf Jahre später Maestri wegen der für ihn unerträglichen Zweifel und der Kritik der Öffentlichkeit zum Cerro Torre zurück, um sein Können zu beweisen. Diesmal versuchte er, sich mit Hilfe eines Kompressors und ungefähr 300 Bohrhaken über die Südwest-Flanke „hinaufzubohren“, scheiterte aber an den extrem widrigen Witterungsbedingungen des patagonischen Winters. Wenige Monate später reiste er ein viertes Mal zum Cerro Torre, um seine Route zu vervollständigen. Am 2. Dezember 1970 erreichte er mit zwei Kameraden das Ende der Felswand unterhalb des Gipfels, verzichtete aber darauf, den instabilen Gipfelschneepilz zu besteigen. Dies gelang 1974 den Italienern Daniele Chiappa, Mario Conti, Casimiro Ferrari und Pino Negri.

Die Kompressor Route gilt seither als Normalweg auf die 3.128 Meter hohe Granitnadel.

David Lama hat die Kompressor Route in den letzten Jahren bereits zweimal erfolglos rotpunkt versucht und musste wegen des von ihm damals angewandten Stils mit zusätzlichen Bolts, Fixseilen und Toprope Ambitionen herbe Kritik einstecken. Jetzt hat er nach einem großartigen Kletterjahr 2011, in dem er viele der schwierigsten alpinen Klettertouren der Alpen fast im Vorbeigehen wiederholt hatte (mehr), alle seine Kritiker eines Besseren belehrt.

Webtipp: www.david-lama.com



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