Sur la Route de Madison 8b+ (c) Hannes Raudner-Hiebler Sur la Route de Madison 8b+ (c) Hannes Raudner-Hiebler
17 Oktober 2012

Auszug aus einem Reisetagebuch

Barbara Raudner war in den letzten Monaten öfters im In- und Ausland unterwegs, dabei gelangen ihr auch einige harte Routen. Wir haben sie gebeten, uns mehr über ihren Trip zu erzählen ….

Kärnten

Nachdem der Wettergott es diesen Mai besonders gut mit Kärnten meinte, nützten Hannes und ich die Gelegenheit um dort von den schönen Landschaften, sauberen Seen, der Oberaichwalder Gastfreundschaft und den tollen Routen zu profitieren. Die Motivation am Fels war grenzenlos, so wurde von allen Seiten angerissen, geblockt und gezogen, was das Zeug hält. Ein besonderes Highlight war für mich die Begehung der berüchtigsten Tour von Göltschach Mechamé 8b, geboltet von Erwin Weißmann. Diese Konglomerat-Tour startet mit einem athletischen Einstiegsbauch, gefolgt von einer kleingriffigen Schlüsselstelle mit Leisten bevor der Ausstiegsüberhang mit sehr weiten Blockern und einem Kreuzzug nochmals für Spannung sorgt. Mechamé ist meiner Meinung nach die schönste Route in Göltschach.

In Kärnten gibt’s jedoch nicht nur Konglomeratgebiete, sondern auch ein nahe gelegenes Kalkgebiet, versteckt in einem dichten Wald. Dort versuchte ich, gemeinsam mit ein paar Kärntner Freunden, die lässige Route Out of Steiermark, gebolted von Michi Nedezky. Zusammen erarbeiteten wir maßgeschneiderte Lösungen für dieses 20 Meter Kraftausdauer-Brett. Out of Steiermark stellt viele verschiedene Anforderungen an den Kletterer, mir fiel diese Tour für den Grad 8b schwer und umso mehr freute ich mich über den gelungenen Erfolg. Kärnten ist halt einfach immer wieder eine Reise wert.

Céüse

Im Juli waren dann zwei Wochen klettern in Ceüse angesagt. 1200 Höhenmeter täglich (Auf- und Abstieg), dafür angenehme Temperaturen, beeindruckende Aussicht, perfekte Touren ... Ich war extrem motiviert, einige der berühmten Routen zu versuchen, und konnte mir den stark überhängenden Bourinator 8a, sowie die ausdauernde La couleur du vent 8a, in wenigen Versuchen abholen. Probieren von L'ami de tout le monde, dem 8b Klassiker schlechthin, stand ebenfalls am Plan. Die Route ist sehr boulderlastig und fordert Athletik sowie gute Fingerkraft. Großen Spaß hat mir der Sprung gemacht, die obere Crux konnte ich mit einem Hook lösen, aber der Boulder zwischen 2. und 3. Bolt hat mir anfangs die eine oder andere Sorgenfalte bereitet. Die Züge haben sich aber dann doch bald gut aufgelöst und der Durchstieg hat schließlich geklappt. Der Céüse-Trip war etwas besonderes, die Natur so intensiv zu erleben, diese einzigartige Felsqualität, eine gute Zeit mit Freunden, sowie die chilligen Ruhetage am See ... Das Leben überrascht einen immer wieder mit wunderschönen Momenten, man muß sie nutzen und genießen.

Rodellar = 3 x 8b+

Bereits im Frühling wollten wir nach Rodellar fliegen, allerdings waren die Sinter aufgrund der vielen Regenfälle nass, weiters hat die eine oder andere Sprachprüfung meinen Einsatz und Zeit fürs Lernen gefordert, aber Ende Juni hats dann doch mit einem erneuten Spanien-Trip geklappt. Nach Spanien zurückzukommen, ist jedes Mal eine gute Sache: wir haben dort viele Freunde, lieben das "tranquilo" (ruhige Leben) fernab vom Großstadtstress, mein Spanisch ist schon ganz passabel und das Potential an guten Felsen ist grenzenlos.

Rodellar ist ein Kletterhotspot in den spanischen Pyrenäen und bietet vorwiegend supersteile Routen. Ziel unseres Trips war es verschiedene Sektoren und Routen zu probieren … Ganz ohne Projekt gings aber dann doch nicht und so haben wir dem Pince Sans Rire Sektor ein paar Besuche abgestattet, damit ich mir die lässige Las Chorreras o la belle inconnue 8b+ abholen konnte. Eine tolle athletische Route, mit einer Boulderstelle in der Mitte. "Mucho calor" war zwar auch in Rodellar ein heißes Thema, aber die Trockenheit der Hitze und ein bisschen Wind, ermöglichten das Klettern abends dennoch ganz gut. Jedenfalls hat es uns in Rodellar so gut gefallen, daß wir im September gleich nochmals hingefahren sind, wo uns in den steilen ausdauernden Überhängen immer noch sommerliche Hitze empfing. Anfangs hatten wir Gesellschaft von Bekannten aus der Fränkischen, die zweite Urlaubshälfte besuchten uns Freunde aus Kärnten, so war immer für positive Stimmung und Spaß gesorgt, sowohl am Fels (siempre a muerte) als auch abends im Refugio Kalandraka. Gleich zu Beginn checkte ich mir eine 35 Meter lange extrem steile Route im Sektor Las Ventanas aus: Tripa de conejo 8b+. Rasch machte ich gute Fortschritte, doch dann brach ein Mitstreiter einen Riesenbrocken Stein (und guten Schüttler) im obersten Drittel der Tour aus. Glücklicher Weise traf der Brocken niemanden am Wandfuß und es änderte sich nichts an der Abfolge der Züge: Somit stand meinem schweißgebadeten Durchstieg nichts im Wege.

La Piscineta, im Nachbartal von Mascun, erreicht man nach einer Stunde Zustieg oder per Boot. Es handelt sich um einen gigantischen Überhang direkt über dem Riu Alcanadre. Das Wasser ist türkisgrün und Geier kreisen über diesem wilden Tal: Natur pur. Dort zu klettern ist - nach einer kleinen Eingewöhnungsphase (aufwendiges Seilhandling, direkt über dem Fluß) - einmalig. Sur la Route de Madison 8b+ ist die vermutlich schönste Linie, die ich in diesem Schwierigkeitsgrad kenne! Ich freue mich sehr, daß ich, sowie unser Klagenfurter Freund Mario Schautz, sie gepunktet haben. Der 50 Meter Ausdauerhammer startet nach ein paar einfacheren Zügen mit atlethischer Sinterkletterei und dem einen oder anderen Kneebar, danach geht’s kleingriffig an Leisten, Slopern und Zwickern weiter, bevor man einen guten Raster erreicht, an dem man nochmals alle Kräfte mobilisieren muß, um die anschließende Querung an Löchern zu meistern. Als Finish erwartet einen dann noch eine Boulderstelle an Leisten, insgesamt ist diese abwechslungsreiche Route aufgrund der Länge auch eine mentale Herausforderung und das Klippen des Standes war daher besonders befriedigend. Wir haben in Rodellar und vorallem in Piscineta eine unvergeßliche Zeit, gemeinsam mit vielen inspirierenden Menschen, erlebt und somit positive Energie für den Herbst gesammelt.

Fotos: Hannes Raudner-Hiebler

Text: Barbara Raudner

Webtipps:

www.barbararaudner.at

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