Servus
Anfang Juli konnte ich mein Projekt am Roten Turm in den Lienzer Dolomiten klettern, mehr als 4 Jahre lang versuchte ich, diese Route zu knacken.
Jedes Jahr, wenn ich mich fit fühlte, pilgerte ich in die Lienzer Dolomiten zu diesem magischen Ort. Wie ein Wächter so markant und auffällig thront der Rote Turm oberhalb der Karlsbader Hütte.
Faszinierendes Rätsel
Wegen der Seehöhe von 2600 m hat man hier von April bis Oktober Topbedingungen. Die 2 Stunden Zustieg sah ich immer als Aufwärmphase. Und links von der Südrampe sind sie, diese 25 stark überhängenden Meter Fels die für mich seit mehr als 4 Jahren ein faszinierendes Rätsel waren, ohne eine Lösung in Sicht. Wie oft startete ich voll Optimismus und Tatendrang in die Route um dann Stunden später auf der Karlsbader Hütte bei einem Bier den Tatsachen ins Auge zu schauen. ,, Du bist zu schwoch, koan Power, des is nied kletterbor, sinnlos``. Oder vielleicht das Zweifingerloch mit links und mit rechts
hooken, so könnte es gehen, morgen gleich probieren, jawohl.
Mehr als 3 Jahre das gleiche Theater, kleinere Teilerfolge und dann wieder eine gscheite Watschn, ich war einfach noch nicht soweit. Frühjahr 2006, nach der seilfreien Begehung einer maximalkräftigen 8b Route fühlte ich mich topfit und brach wieder auf Richtung Roter Turm. Zu meiner Überraschung konnte ich die meisten Stellen klettern und gewisse Passagen zusammenhängen. Wie diese Linie zu knacken ist, wusste ich. Den Plan und die Bewegungsabläufe hatte ich schon lange im Kopf. Es fehlte bisher nur an Kraft, Lockerheit und der letzten Konsequenz! Die nächsten Wochen gestalteten sich folgendermaßen: 2 Tage Projekt danach ein Ruhetag und das ganze wieder von vorne.
Heit laft´s super
Jetzt war ich heiß, ich wollte das Ding unbedingt klettern. Der 5.Juli, zweiter Versuch. Heit laft´s super, erste bissige Stelle der Dynamo auf´s Zweifingerloch, jaaawooooiii iatz geht scho, Hook, Kante, usw…….I hon den Ausstiegshenkel in da Hond,wos is do los, des konn nied sein, super, sinnlos is mia schlecht, geil es is vorbei!!
Als Andenken holte ich mir beim Durchstieg eine Ringbandverletzung, die mich für ein paar Wochen außer Gefecht setzt. Der Name der Route ,,Licht und Schatten´´, Bewertungsvorschlag 9a. Ich widme die Route dem vor 3 Jahren verstorbenem Wirt der Karlsbader Hütte Kunzer Hans. Er war ein Mann, der für Grundsätze wie Sportlichkeit, Ehrlichkeit und Kameradschaft einstand. Ein Menschenschlag, der in unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft leider immer seltener zu finden ist.
Ein Danke an meine Sicherungsleute, meinem Fotografen Hannes, meinem Bruder John, Kaffeesponsor Frank und an alle die mit einem Juchizer a bissl Leben und Würze in diesen Sport bringen.
Text: Herbert Rangettiner, Fotos: © Hannes Kirchner
Steckbrief Ranggetiner Herbert
Alter: 37 Jahre
Kletterbeginn: 1994
Motto: geht nicht - gibt’s nicht, konzentriere dich aufs wesentliche
Wohnhaft: Mühlbach im Pinzgau
Bisherige Begehungen: 250 Routen im 10.und unteren 11. Grad sowie ca. 40 seilfreie Begehungen bis zum 10. Schwierigkeitsgrad
Selbstbeschreibung: Durchschnittlich begabter, koffeinsüchtiger Kletterer der phasenweise überdurchschnittlich motiviert ist.
Beruf: Wenn ein Kletterprofi einer ist der für seinen Sport lebt, bin ich einer. Wenn ein Kletterprofi einer ist der von seinem Sport lebt, bin ich keiner.
Ziele Sich einmal ein Jahr Vollgas nur aufs klettern konzentrieren zu können. Einen Sponsor finden der einem die Rechnungen bezahlt (Scherz)
Was ich nicht mag: Wenn mein Wein korkt, Neid.
Was ich mag: Meine Frau, ein Klettertag mit lässigen Typen.
Vorbilder: Unser Hund, frisst den ganzen Tag und nimmt nicht zu.
Der beste Kletterer: Jeder der die Leistungen anderer akzeptiert und dem Spaß und Freundschaft wichtiger sind als Schwierigkeitsgrade.
Sponsoren von Herbert Ranggetiner
JulboToyota HuberSteuer- u. Regelungstechnik PöllWild CountryOrtovoxRock Empire
Webtipps:
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