28 August 2013

Feuer & Flamme

Nichts beeinflusst die Wahl des richtigen Kochers so sehr wie die Frage nach der Verfügbarkeit des geeigneten Brennstoffs. Primus Produktmanager Eric Svartström gibt dazu wertvolle Tipps.

Nichts beeinflusst  die Wahl des richtigen  Kochers  so sehr wie die Frage nach der Verfügbarkeit  des geeigneten  Brennstoffs.  In Europa bekommt man  fast überall Flüssiggas, verpackt  in Kartuschen,  und muss sich nur um   den   richtigen   (Schraub-)Anschluss  Gedanken machen. Weiter entfernte, deshalb aber nicht weniger beliebte Destinationen bieten aber oft nur eine Spritversorgung über Flüssigbrennstoffe wie  Benzin,  Petroleum  oder  Diesel.  Doch neben der Verfügbarkeit gibt es noch weitere Faktoren, die Aufschluss   darüber    geben,   welcher    Brennstoff    sich   auf welcher  Tour am besten  eignet...  Eric Svartström  arbeitet  seit 2005  bei  Primus  im  Produktmanagement und  kennt  sich  mit Kochern perfekt aus. Seine Meinung in Sachen Brennstoff:

Gas  ist  mein  Lieblingsbrennstoff,  denn  es  ist  der  praktischste: Man muss weder vorheizen, noch mit einer Brennstoffpumpe Druck in  der  Kartusche  aufbauen,  stattdessen  einfach  anschließen, aufdrehen und anzünden. Außerdem hat Gas den höchsten Energiegehalt,  d.h. es bietet ein sehr gutes Verhältnis  von Heizwert zu Gewicht.  Je nachdem,  wo auf der Welt man sich befindet,  wird der Brennstoff als LPG (Liquid Petroleum Gas), Butan oder Propan bezeichnet.  Oft  handelt  es  sich  jedoch  um  Mischungen  aus  Butan oder   Propan   mit   unterschiedlichen   Mischungsverhältnissen.   Je höher  der  Butan-Anteil,  desto  schlechter  funktioniert  das  Gas  bei Kälte. Nichtsdestotrotz ist Gas der bevorzugte Brennstoff in großer Höhe,  da  es  auch  bei  niedriger  Sauerstoffkonzentration  sehr  gut brennt. Der Nachteil von Gas: Die Verfügbarkeit  ist nicht überall auf der Welt gewährleistet.  Zudem ist die Mitnahme von Gaskartuschen im  Flugzeug  untersagt.  Und:  Gas  funktioniert  bei  extremer  Kälte nur schlecht

Benzin ist meine Nummer Zwei und der am weitesten verbreitete Brennstoff. In Form von Rein- oder Waschbenzin, die „sauberste“ Variante in Sachen Benzin, bekommt man es in Baumärkten, Farbenhandel,  in einigen  Ländern  auch  in Apotheken.  Autobenzin von der Tankstelle steht für den Einsatz im Kocher erst an zweiter Stelle.   Denn   Autobenzin   enthält   gesundheitsschädliche   Additive und sollte nur im Notfall als Brennstoff verwendet werden. Wenn Autobenzin sein  muss,  ist  bleifreies  Normalbenzin  noch  die  beste Wahl. Benzin lässt sich sehr leicht entzünden  und funktioniert  auch bei großer Kälte sehr gut. Aber genau dies birgt auch ein keinesfalls zu unterschätzendes Gefahrenpotential: Unsachgemäßer  Gebrauch kann zu Stichflammen  oder gar zur Explosion führen. Der Heizwert liegt geringfügig niedriger als bei den gängigen Flüssiggaskartuschen.  Außerdem  muss  man  durch  Pumpen Druck   in   der   Brennstofflasche aufbauen  und   den   Kocher vorheizen.

Petroleum  besitzt  fast den gleichen  Heizwert  wie Benzin  und ist oft dort erhältlich, wo es gar kein Benzin gibt. In vielen Dritt- Welt-Ländern   kommt  es  für Lampen  sowie  zum  Kochen  oder Heizen zum Einsatz.  Die Gefahr von Stichflammen  ist minimal, da  Petroleum  nicht  so  leicht  entzündlich  ist  wie Benzin.  Auch mit  Petroleum   muss  man  die  Brennstoffflasche  unter  Druck setzen und den Kocher vorheizen.  Die stärkere  Rußentwicklung von Petroleum   erhöht  den  Wartungsbedarf   des  Kochers  und man sollte acht geben, nichts zu verschütten:  Petroleum  riecht nicht nur bei der Verbrennung und der Gestank bleibt „auf ewig“ in der Bekleidung,  im Rucksack oder Schlafsack  hängen. In England heißt Petroleum  „Paraffin“,  in den USA oft „Kerosene“.

Kerosin   bezeichnet bei uns den Treibstoff von Flugzeugen mit Düsenantrieb. In Nordamerika   meint „Kerosene“ jedoch Petroleum.  Die Parallele kommt nicht von ungefähr: Kerosin ist chemisch eng mit Petroleum  verwandt und hat im Prinzip die gleichen       Vor-      und Nachteile.  Für  Globetrotter   interessant: Was  in  Deutschland   immer  Kerosin heißt,   firmiert   weltweit   meist   unter   „Jet   Fuel“   oder   „Aviation   Fuel“,   ist manchmal aber auch ganz simpel unter „Kerosine“ bekannt. Wegen des Vorheizens  und des Rußens mag ich Petroleum und Kerosin nicht so gerne. Wer aber Benzin aus Sicherheitsgründen ablehnt, findet damit zwei hochenergetische Flüssigrennstoffe.

Diesel   glänzt   durch   seine   Verfügbarkeit   und  ist  fast  überall relativ leicht zu beschaffen. Es hat die gleichen Nachteile wie Petroleum oder Kerosin – nur stärker ausgeprägt; schwer entzündlich, rußig und damit wartungsintensiv, noch niedriger Energiegehalt.  Dass Diesel wirklich nur ein Notfall-Brennstoff ist, liegt außerdem noch an etwas anderem: Die Qualität variiert von Land  zu  Land  sehr  stark.  Je  schlechter  der  Diesel,  desto umfassender  fallen die Wartungsarbeiten aus. Außerdem riecht es bei der  Verbrennung  sehr  stark.  Ich  greife  deshalb  wirklich  nur im äußersten Fall auf Diesel zurück.

Kocher für Spiritus stellt Primus nicht her (das tun unsere Freunde und Kollegen  von  Trangia),  weil  Alkohol  den  bei  weitem  niedrigsten Energiegehalt  hat. So schön die lautlose Verbrennung  von Alkohol auch sein mag, man braucht schon eine Menge Geduld. Achtung: viele Dichtungen an Flaschen  und  Kochern halten  allen  oben  genannten  Brennstoffen  stand  – nicht jedoch Alkohol. Unbedingt vorher checken.

Meine abschließenden  Tipps:

  • Die   Primus-Modelle    OmniLite   und   Omnifuel   verbrennen   alles außer Alkohol.
     
  • Sehr  viele  Modelle  bei  Primus  eignen  sich  für  Gas,  Benzin  und Petroleum    (bzw.    können    mit    einem    Multifuel-Kit    erweitert werden).
     
  • Viele  Gaskocher  bieten  wir  als  Duo-Version  an.  Dieser  Anschluss eignet  sich  sowohl  für  das  Schraubventil-Kartuschen  (7/16"!28 UNEF-   Gewinde) sowie für das Bajonettventil. Schraubventil- Kartuschen Ventil verwenden wir sowie auch Coleman, Edelrid, Jetboil, MSR, Optimus, Radac,   Snow Peak und eine Reihe weitere Anbieter. Das Bajonettventil  gibt es bei Campingaz und Coleman.
     
  • Von  Stechdorn-Kartuschen  und  den  dazugehörigen  Kochern  rate ich  ab.  Oft  sind  sie  mit  reinem  Butan  gefüllt  (niedriger Energiegehalt),   man   kann   Kocher   und   Kartuschen   nicht   mehr trennen bis die Kartusche leer ist, und die Kocher sind meist echte Billigkonstruktionen.
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