Zelt-Test: Wickiup 3 von BACH

Mit dem Zelt am Berg ist man vielfach in einem Graubereich unterwegs und ungefähr so beliebt wie Mountainbiker auf Wanderwegen. Dennoch besitzt fast jeder Outdoor-Sportler ein Zelt. Deshalb hat sich bergsteigen.com das für drei Jahreszeiten ausgelegte und vielseitig einsetzbare Zelt BACH Wickiup 3 genauer angesehen.

Konstruktion und Materialien

Beim BACH Wickiup 3 handelt es sich um eine klassische, doppelwandige Pyramiden-Konstruktion (Tipi-Konstruktion) für drei Personen. Der höchste Punkt in der Mitte des Zelts wird mit einer verstellbaren eloxierten Mittelstange aus Aluminium gebildet, und durch das ausgezeichnete Raumangebot mit einer maximalen Höhe von ca. 155 Zentimetern gleicht das Zelt einer gewaltigen Bärenhöhle. Konstruktionsbedingt ergibt sich viel Stauraum in den sechs Ecken, und man liegt im Vergleich zu anderen Zelttypen nicht nebeneinander wie in einer Sardinendose, sondern im Dreieck mit zumindest etwas Freiraum.

High-End-Performance wird immer mithilfe von innovativen Materialien erreicht. BACH setzt beim Wickiup 3 wie auch bei seinen anderen Zelten auf Ripstop-Nylon in unterschiedlicher Denier-Stärke (Denier-System: Feinheitskennzeichnung von Garnen, z.B. 15D, 20D oder 40D; je höher die Zahl, desto stärker der Faden, desto mehr Gewicht).

Das Außenzelt besteht aus hochfestem 20D-Ripstop 6.6-Nylon, wobei sowohl die Innen- als auch die Außenseite silikonbeschichtet und somit langfristig wasserdicht sind. Beim Aufbau des Außenzelts auf das Innenzelt wird die wasserabweisende Eigenschaft des Materials augenscheinlich: Das Außenzelt gleitet regelrecht am Innenzelt ab, es wirkt, als gäbe es keine Reibung. Wer nun an umweltschädliche und im Outdoor-Bereich gern verwendete PFC (Perfluorcarbone) denkt, kann beruhigt sein: Bach setzt auf die ebenfalls aus der Schweiz stammende PFC-freie Alternative namens HEIQ Eco Dry, die eine nachhaltige und dauerhafte Imprägnierung gewährleistet.

Das Innenzelt, bestehend aus dünnem, luftdurchlässigem 15D-Ripstop-Nylon, ermöglicht den Abtransport der ausgeatmeten Feuchtigkeit zur glatten Innenseite des Außenzelts, wo diese nach unten hin ablaufen kann.

Der nahtversiegelte Boden ist aus 40D-Ripstop-Nylon mit TPU-Laminat. TPU steht für Thermoplastisches Polyurethan und ist im Gegensatz zu PU (Polyurethan), das andere Zelthersteller verwenden, hochwertiger. Durch die TPU-Beschichtung ist der Zeltboden haltbarer, elastischer, resistenter gegen Kälte und nicht anfällig für Rissbildung. Dies wiederum lässt es zu, dass der Stoff dünner und somit leichter gegenüber Zeltenböden anderer Anbieter derselben Kategorie ist (40D gegenüber 70D). Mit einer Wassersäule von 10.000 Millimetern erzielt das Wickiup ebenfalls Spitzenwerte.

Praxisbewertung

Aufbau

Der Aufbau des Zelts ist supersimpel. Innenzelt ausbreiten, Heringe diagonal einschlagen, Außenzelt darüber ausbreiten. Eckschlaufen von Außen- und Innenzelt mit Clips verbinden, wobei die beiden Eckschlaufen rechts vom Eingang blau farbcodiert sind und somit die richtige Lage anzeigen. Nun fügt man die Mittelstange im Zentrum des Zelts ein, die Länge wird mit einem Druckfederknopf fixiert. Innen und Außenzelt mit wenigen Handgriffen verbinden und fast fertig. Bei Bedarf (am Berg sinnvoll) die reflektierenden Schnüre abspannen. Wer dafür länger als fünf Minuten braucht, sollte nachdenken, woran das liegen könnte…

Einsatzspektrum

Das Wickiup 3 sowie die gesamte Wickiup-Serie haben ein sehr großes Einsatzspektrum, da die Konzeption als Doppelwandzelt sowohl für feuchte und regnerische Gegenden funktioniert als auch für trockene Gefilde (hier wird nur das Innenzelt aufgebaut). Dazu sollte man wissen, dass sich einwandige Zelttypen normalerweise gut für alpine Regionen eignen, die kalt und trocken sind. Ihr Vorteil liegt dabei im geringeren Gewicht und raschen Aufbau. Jedoch haben sie bei feuchter Witterung den Nachteil, dass es innen nass wird. Doppelwandige Zelte hingegen haben den Vorteil, dass das luftdurchlässige Innenzelt trocken bleibt. Der entscheidende Vorteil der Wickiup-Serie liegt nun darin, dass es je nach Witterung sowohl einwandig als auch doppelwandig verwendet werden kann und dass der Aufbau gleich wenig Zeit in Anspruch nimmt wie bei einem klassischen einwandigen Zelt. Neben den typischen Einsatzbereichen wie Trekking- oder Radtouren funktioniert das Zelt auch sehr gut bei windigen Verhältnissen am Berg, da man es um den höchsten Punkt mit den vielen Schnüren abspannen kann.

Der einzig limitierende Faktor ist die Notwendigkeit eines Bodens, in den die Heringe eingeschlagen werden müssen. Da Heringe im Schnee nicht halten würden, kann das Zelt im Winter nicht verwendet werden. Es gibt zwar von Bach Heringe für Schnee und Sand, wir haben diese Situation aber noch nicht getestet.

Aufbewahrung

Der Packsack ist so konzipiert, dass das Zelt sehr einfach wieder verstaut werden kann, was bei anderen Outdoor-Produkten oft nicht der Fall ist. Eine Zurrschnur hält den Inhalt zusammen. Die Heringe und die faltbare Mittelstange haben zusätzliche Packsäcke. Wer das Zelt besonders schnell aufbauen will, kann Innen- und Außenzelt verbunden im Packsack verstauen.

Größenwahl

Wie bei allen Zelten ist die Personenanzahl eine relative Angabe. Man sollte immer abwägen, ob es um praktischen Schutz oder Komfort geht. Drei Personen passen gut ins Zelt, im Verhältnis zu anderen 3-Personen-Zelten erfahrungsgemäß um einiges besser, da man nicht nebeneinander liegt und die sechseckige Form Räume schafft. Jedoch hat man bei dieser Anordnung Kontakt zum Innenzelt, was in kalten Nächten zu einer Kältebrücke führen kann. Diesbezüglich sollte man überlegen, ob man sich für eine größere Version entscheiden möchte (z.B. Wickiup 4 mit 2600g anstelle von 2100g), da diese noch mehr Platz bei lediglich 500 Gramm Zusatzgewicht bietet.

Optionen

BACH bietet für das Wickiup 3 (und auch Wickiup 4) ein optionales halbes Innenzelt für eine Person (beim Wickiup 4 für zwei Personen) an. Dadurch erhält man eine Apside (Zeltvorraum) mit sehr viel Stauraum, die auf längeren Solotrips genützt werden kann.

Fazit: Immer diese Schweizer! Wenn die etwas angreifen, kommt am Ende was Gutes raus. Einfaches Handling, auch mit Handschuhen, geringes Gewicht, innovative Materialien, spitzenmäßiges Raum-Gewichts-Verhältnis und gute Verarbeitung machen das BACH Wickiup 3 zum zuverlässigen Begleiter auf Trekking- Bike- und Bergtouren. Voraussetzung ist allerdings immer ein wenig Boden für die Heringe, da es sich nicht um eine selbsttragende Konstruktion handelt. Raumklima und Feuchtigkeitsmanagement sind dank der Doppelwandkonstruktion und der drei Belüftungsöffnungen hervorragend.

Qualität hat natürlich auch ihren Preis. Das Wickiup 3 rangiert mit knapp 850 Euro im oberen Preissegment, doch als verlässlicher Partner für anspruchsvolle Touren ist es jeden Cent wert.

Tester: Hannes Haberl, IVBV Berg- und Skiführer/bergsteigen.com

Pics und Video: Thomas Gaisbacher

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