Direkte Nordwand - Zugspitze

Eisklettern
Mittel
(1)

Toureninfo

Prekäre Schneeauflage auf den Felsplatten der 1. SL. Foto M. Schuster
Diff.
Schwierigkeit A3  /  M6  /  5+
Höhe Einstieg
Höhe Einstieg2100 m
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit 1150 m  /  2000 Hm
18:00 Std.  /  25:00 Std.
AusrichtungNord
AusrichtungNord
Zustiegszeit
Zustiegszeit 3:00 Std.
Abstiegzeit
Abstiegzeit 4:00 Std.
Kondition:
Kraft:
Erfahrung:
Landschaft:
Beste Jahreszeit:
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dec

Standort / Karte

Tourenbeschreibung

Regionen:
Berg:
Zugspitze  (2962 m)
Charakter:

Lange, schwierige und kühne Winterkletterroute, die Elemente des Winterbergsteigens, des modernen Mixedkletterns und des Bigwallkletterns kombiniert.

Linienführung: Trotz des Gedankens einer Direttissima ist die Routenführung stehts intuitiv und nützt die Schwachstellen der jeweiligen Wandbereiche. Im Bereich des „Seilbahnquergangs“ und der darüberliegenden Wandstufe verläuft die Route zusammen mit einer Linie, die im Dezember 2004 von Jörg Pflugmacher und Peter Anzenberger begangen wurde. Diese wiederum entspricht wahrscheinlich grob der Linie von H. Gazert und F. Völcker aus dem Jahr 1895 (gem. AV-Führer Wetterstein).

Saison, Bedingungen: Die Route ist als Winterkletterroute zu verstehen. Entscheidend sind eine gut gesetzte, stabile Schneedecke und Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes ab dem Bayerischen Schneekar. Die besten Bedingungen gibt es vermutlich Ende des Winters oder zu Beginn des Frühjahrs.

Taktik: Für eine Begehung sind drei Tage einzuplanen. Am ersten Tag sollte man die ersten vier Seillängen klettern und fixieren (vom vierten zum ersten Stand sind es auf direktem Wege nur 50 m). Biwak dann in der kleinen Höhle 20 m links oberhalb des Einstiegs. Am zweiten Tag Aufstieg an den fixierten Seilen und Wanddurchstieg bis zum Gipfel. Dort zweites Biwak. Am dritten Tag Abstieg.

Genaue Routenbeschreibung:

Erste Stufe

1. SL: 48 m, ca. 70°, M4. Die Rampe hinauf, je nach Bedingungen plattiger Fels (dann schwerer!) oder Schneeauflage. Stand am Ende der Rampe an 2 NH und 1 BH.

2. SL: 38 m, M5+. Über Schneefeld nach rechts zu Rinne, dort hinauf zu Stand an 2 NH und 1 BH.

3. SL: 25 m, A3. Rissquerung nach links in überhängender Wand. Stand an 2 BH.

4. SL: 25 m, A3, M4. Linkshaltend hoch zu Dach und dem Riss weiter nach links folgen.  schließlich durch vereisten Kamin zum Stand auf Pfeiler an 2 BH.

5. SL: 50 m, zu Beginn 60°. Rinne und Schneefeld hinauf, Stand links an einzelnem BH.

6. SL: 35 m, 40°. Schneefeld rechtshaltend hinauf zu Stand von Himmel und Hölle aus 2 NH und 1 Stichtbohrhaken (oder linkshaltend ohne Sicherung).

Seilbahnquergang und zweite Stufe

7. SL: 80 m, 40°. Querung nach links („Seilbahnquergang“), 1 Stichtbohrhaken nach 60m. Gleich danach 15 m ins Couloir hinauf zu Stand auf der rechten Seite an 2 NH.

8. SL: 60 m, ca. WI3, bei schlechter Vereisung schwerer. Die Rinne hinauf, Stand kurz vor Ende der Rinne auf der rechten Seite (nicht eingerichtet, Cams und NH).

9. SL: 50 m, M3, 40°. Kurzer Felsaufschwung, dann Schneefeld hinauf zu Stand an brüchigem Fels (nicht eingerichtet, Beaks und Microcam).

Mittelteil

10. SL: 45m, 40°. Schneefeld nach rechts ansteigen zu Felskopf mit 1 NH.

11. SL: 75 m, M3-4. Zunächst rechts haltend zu Rinne, diese empor, bis ein kleiner Pfeiler das Ende der Rinne markiert. Dort Stand an gr. Cams/Hexentrics.

12. SL: 55 m, M2, 40°. Nach links zu großem Schneefeld, welches ins „Skicouloir“ führt. Dort gleich wieder rechtshaltend zu Felsblock mit perfektem Cam-Riss (#2 und #3).

13. SL: 140 m, 45°.  Zunächst linkshaltend, dann rechts ansteigend unter die steile Felswand. Am Stand 1 NH belassen.

Dritte Stufe und großes Schneefeld

14. SL: 40 m, 4+, 70°. Linkshaltend über Schneeband, brüchigen Fels und zuletzt angeklebten Schnee zu Stand aus 2 BH.

15. SL: 35 m, 5+ A0, 60°. Vom Stand gut 20 m den Riss hinauf zu NH, dann horizontal nach links. Am Stand 2 NH belassen.

16. SL: 50 m, M6, 4. Links des Standes gerade hoch (M6) und weiter in felsiger Rinne. Am Ende der Rinne nach links zu Stand an 2 BH kurz vor dem großen Schneefeld.

17. SL: 100 m, 45°. Das große Schneefeld hoch in Richtung Couloir („Latrinenrinne“). Rechts vom Couloir Stand im Fels bei rötlichem Ausbruch (nicht eingerichtet).

Headwall

18. SL: 50 m, M4, 45°. Linkshaltend empor unter steile Wand. Stand nicht eingerichtet.

19. SL: 40 m, ca. 5+. Wenige Meter im Schnee nach rechts zu markanter Rissspur, diese hinauf zu Stand an 2 BH.

20. SL: 50 m, M4, 45°. Vom Stand nach links hinab, Seilzugquergang in glatte Platte bis die Schneeauflage kletterbar wird. Heikel empor zu Felsbogen (Sicherungsmöglichkeiten). Linksquerung zu Schneefeld und weiter linkshaltend unter die steile Wand.  Stand an 1 BH, FK und Cam #3.

21. SL: 30 m, 5+, M6 A0. Ein paar Meter nach rechts ansteigen, schwieriger und heikler Aufrichter (ca. 5+), bis es gerade hinauf geht (M6 und A0). Am Ende durchs Couloir bis unter kleine Wandstufe. Stand an 2 BH.

22. SL: 30 m, 4, M4. Im Couloir hinauf, dann links hoch zur Leiter, welche zum Gipfel führt. Stand an der Leiter.

Erstbegeher / Erstbesteiger:

Erste Begehung durch Fritz Miller und Michaela Schuster am 28.11.2020 nach Vorarbeiten am 21., 22. und 25.11.2020.

Seillänge: 

2 x 60 m

Expressschlingen: 

12

Ausrüstung:
  • 60-m-Seile
  • Steigeisen und Eisgeräte zum Mixedklettern
  • Evtl. kurze Eisschrauben (nur bei außergewöhnlich guter Eisbildung)
  • Cams #0.1-3, #0.3-1 doppelt (unter anderem Aliens und Totems)
  • Tricams Gr. 0.5, 1 und 1.5
  • Hexentrics Gr. 7, 8 und 9
  • Klemmkeile Rock Gr. 3-9
  • 5 Beaks: 1 kleiner, 2 mittlere, 2 große
  • Ca. 10 Schlaghaken, mind. 2 Knifeblades, 3 Fiechtlhaken, 4 Profilhaken
  • Bigwallhammer und Funkness Device
  • 2 Hooks (Cliff + BD Grappling Hook)
  • Bohrkit für Notfälle
  • 10-12 Exen, div. Schlingen, Reepschnüre und Schnapper
  • 2 Bandleitern + weiteres Equipment fürs Technische Klettern
  • 2 Handsteigklemmen
  • Haulbag und Zubehör zum Haulen
  • Biwakmaterial, Kocher, Verpflegung für 3 Tage
Ergänzung zur Schwierigkeit:

M6, 5+, A3 (plus ca. 275 hm leichtes Gelände im unteren Teil der Wand)

Schwierigkeiten, Absicherung und Ernsthaftigkeit: Die Schwierigkeiten sind stark verhältnisabhängig und nur grob anzugeben. Die moderaten Schwierigkeitsgrade dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich mitunter um äußerst anspruchsvolles Klettergelände handelt, beispielsweise um glatte, schneebedeckte Felsplatten. Die beiden A3-Längen sind entsprechend der New-Wave-Skala eingestuft.

Bei der Erstbegehung wurden einzelne Standplätze mit Bohrhaken ausgerüstet (M8 Expressanker, Niro, insg. 16 Stück). In der gesamten Route wurden darüber hinaus ca. 25 Normalhaken sowie fünf Fixkeile belassen. Während die Stände entweder gut eingerichtet sind oder sich gut einrichten lassen, muss dazwischen über weite Strecken mit minimaler bzw. fragwürdiger Absicherung geklettert werden.

Absicherung: 
Alpin
Zustieg zur Wand:

Von der Haltestelle „Eibsee“ der Zugspitzbahn (1000 m) zur Haltestelle Riffelriß (1638 m). Auf dem Weg Richtung Riffelscharte bis zu einer offensichtlichen Schneise in den Latschen auf ca. 1800 m. Dort nach rechts ins Geröll-/Schneefeld queren (bei entsprechender Schneesituation ersteigt man dieses Geröll-/Schneefeld besser direkt von der Skipiste aus und vermeidet damit den Weg durchs Latschenfeld). Unterhalb des Stollenlochs (markantes Vordach, Biwakmöglichkeit) in Richtung der offensichtlichen, felsigen Schlucht queren. Auf der rechten (bzw. orographisch linken) Seite der Schlucht nützt man eine Schwachstelle des Felssockels (ca. 1825 m) um diesen zu erklettern (Schnee/Gras und kurze felsige Aufschwünge). Weiter hinauf zum Bayerischen Schneekar und dort zu dessen linken oberen Ende (Biwakmöglichkeit in kleiner Höhle).

Der Einstieg befindet sich bei markanter Rampe, 20 m unterhalb der beschriebenen Höhle. Einstiegshöhe ca. 2100 m.

Höhe Einstieg: 

2100 m

Abstieg:

Fußabstieg über Wiener-Neustädter-Hütte, alternativ Seilbahn.

Infostand: 

28.11.2020

Autor: 

Fritz Miller

Ausgangspunkt / Anfahrt

Anreise / Zufahrt:

Von München oder Seefeld nach Garmisch und weiter in Richtung Zugspitze/Eibsee. Großer, gebührenpflichtiger Parkplatz an der Talstation der Zugspitzseilbahn. Öffis: Mit der Bahn nach Garmisch und mit der Zugspitzbahn bis zum Eibsee oder gleich bis zur Station Rifflriss (dann 2 Stunden weniger Zustieg).

Talort / Höhe:

Garmisch-Partenkirchen  - 717 m

Ausgangspunkt / Höhe:

Talstation Eibsee der Zugspitzbahn  - 990 m

Bilder (8)

Zugspitze Direkte Nordwand. Foto F. Miller

Zugspitze Direkte Nordwand. Foto F. Miller

Die erste Wandstufe der zentralen Zugspitze Nordwand. Foto M. Schuster

Die erste Wandstufe der zentralen Zugspitze Nordwand. Foto M. Schuster

Prekäre Schneeauflage auf den Felsplatten der 1. SL. Foto M. Schuster

Prekäre Schneeauflage auf den Felsplatten der 1. SL. Foto M. Schuster

Am Beginn der 4. SL. Foto M. Schuster

Am Beginn der 4. SL. Foto M. Schuster

Michaela beim Cleanen der 4. SL. Foto F. Miller

Michaela beim Cleanen der 4. SL. Foto F. Miller

Immer wieder heikle Passagen an angeklebtem Schnee. Foto F. Miller

Immer wieder heikle Passagen an angeklebtem Schnee. Foto F. Miller

Ein paar Züge Felsklettern, dann weiter mit den Eisgeräten. Foto M. Schuster

Ein paar Züge Felsklettern, dann weiter mit den Eisgeräten. Foto M. Schuster

Um 10 Uhr abends endlich am Gipfel. Foto F. Miller

Um 10 Uhr abends endlich am Gipfel. Foto F. Miller

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