Fletschhorn Nordwand

Eisklettern
Mittel
(1)

Toureninfo

Sonnenaufgang im oberen Teil der Fletschhorn Nordwand
Diff.
Schwierigkeit 60°
Höhe Einstieg
Höhe Einstieg3200 m
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit
Kletterlänge / Gesamthöhe / Kletterzeit / Gesamtzeit 800 m  /  2070 Hm
3:00 Std.  /  6:15 Std.
AusrichtungNord
AusrichtungNord
Zustiegszeit
Zustiegszeit 0:45 Min.
Abstiegzeit
Abstiegzeit 2:30 Std.
Kondition:
Kraft:
Erfahrung:
Landschaft:
Beste Jahreszeit:
Jan
Feb
Mär
Apr
Mai
Jun
Jul
Aug
Sep
Okt
Nov
Dec

Standort / Karte

Tourenbeschreibung

Regionen:
Berg:
Fletschhorn  (3993 m)
Charakter:

Nordwand in imposantem Ambiente, das insbesondere vom Norden her (Simplonpass) recht eindrucksvoll zur Geltung kommt. Der Wandkomplex liegt in einer vergleichsweise wenig berührten und urtümlichen Gegend, was sich aufgrund der beschränkten Routenauswahl und der minimalen Infrastruktur auch hinkünftig nicht grundlegend ändern dürfte. Allerdings hat sich der Interessenskreis der Nordwandaspiranten seit der Fertigstellung des Piero de Zen Biwaks im Jahr 1999 merklich vergrößert, was an einigen Tagen im Jahr die ersehnte Einsamkeit der Urlandschaft vermissen lässt. Die heute gebräuchliche Führe (Wienerroute) benützt die Eisflanke im rechten Teil der Wand. Alle anderen Touren in der Fletschhorn Nordwand, insbesondere jene im linken Wandteil und rechts der Wienerführe, sind aufgrund der hohen Stein- und Eisschlaggefahr nicht oder bestenfalls nur bedingt zu empfehlen. Bei diesen Routen handelt es sich durchwegs um ernste und heikle Unternehmungen, denen gegenüber sich die Wienerroute geradezu wohltuend abhebt, was aber nicht die entsprechende Umsicht vermissen lassen soll! Einen wesentlichen Gefahrenherd stellen nach wie vor die brüchigen Begrenzungsfelsen links und rechts der Wienerführe dar, deren Steinschlagaktivitäten bei ungenügend kalter Witterung besonders die untere Wandhälfte rasch zum unkalkulierbaren Risiko werden lassen. Eine weitere Gefahr für die gesamte Nordwandroute geht von den Séracs unter dem Nordwestgrat aus, wobei insbesondere der Eisbruch am linken oberen Ende der Eiswand eine akute Gefahrenquelle darstellt. Allerdings hat der Abschmelzungsprozess im Laufe der Zeit auch hier seine Spuren hinterlassen und den Eisbalkon, von dem Erich Vanis nach seiner Erstbegehung im Jahr 1960 noch sehr respekthaft schilderte (Erich Vanis, Im steilen Eis, S. 98), auf einen Bruchteil seiner selbst zusammenschmelzen lassen. Ein Einstieg in kalter Nacht ist aber nach wie vor noch geboten, da die Wand neben der allgemeinen Temperaturerwärmung auch der Sonneneinstrahlung sehr früh ausgesetzt ist (im Juli etwa ab 5 Uhr 30). Gerade deshalb präsentiert sich die Wand oft schon seit Anfang/Mitte Juli in wenig wünschenswertem Zustand, was auch am Schwund der einschlägigen Routeneintragungen im Tourenbuch des Zenbiwaks erkennbar wird. Abstieg und Spaltengefahr bereiten auf dem hier vorgestellten Weg normalerweise keine wesentlichen Probleme.

Genaue Routenbeschreibung:

Einstieg zur Eiswand am Plateau des Rossbodegletschers auf etwa 3200 m. Ein erster, größerer Bergschrund wird zumeist problemlos überschritten, weitere kleinere Schründe in der Folge ebenso. In diesem Wandteil steigt man leicht links der von unten sichtbaren Felsinsel gerade aufwärts. Auf ca. 3500 m erreicht man den oberen Rand dieser Felsinsel in Wandmitte (bis hierher etwa 40 – 45 Grad). Danach wird die Wand etwas steiler (45 – 50 Grad). Ab hier bestimmen die jeweils herrschenden Verhältnisse den Weiterweg durch die Wand. Es empfiehlt sich, die Wegführung nach den Durchschlupfmöglichkeiten durch die Séracs am Nordwestgrat auszurichten. Die besten Möglichkeiten hierfür finden sich zumeist im rechten Ausstiegsbereich der Eisflanke, und zwar knapp links der von unten sichtbaren Felsen unter dem Nordwestgrat (ziemlich gerade oberhalb der Felsinsel), oder im steileren Wandteil etwa hundert Meter weiter links davon, also am rechten Rand des eingangs erwähnten Eisabbruchs. Die rechte Variante erreicht am Ausstieg eine Steilheit von ca. 50 – 55 Grad, die linke Variante ist geringfügig steiler (etwa 55 – 60 Grad) und macht die Eiswand aufgrund des höheren Ausstiegs um ca. 50 Meter länger. Der Bereich zwischen den beiden Ausstiegen ist häufig von Wechten überdeckt und für Ausstiegsmanöver nur bedingt geeignet. Nach dem Verlassen der Wand folgt man dem Nordwestgrat unschwierig auf den Gipfel. Kletterzeit Einstieg - Gipfel: 2 - 4 Stunden.

Erstbegeher / Erstbesteiger:

Erich Vanis, Heinz Regele, Egbert Eidher, Wilfried Wehrle, Karl Mach, Paul Pernitsch, Günther Godai, 25. Juli 1960 (auf der Wienerroute).

Ausrüstung:

Gletscherausrüstung, Seil (50 m), Eisgeräte, Eisschrauben, Band- und Reepschnurschlingen.

Absicherung: 
Alpin
Zustieg zur Wand:

Vom Zenbiwak in Richtung Südost über Geröll kurz abwärts zum Rossbodegletscher. Auf diesem in derselben Richtung wieder bergauf bis zum Plateau des Rossbodegletschers, das nach einer Gletscherkuppe erreicht wird. Da im Bereich dieser Kuppe mit Spalten zu rechnen ist und die nächtlichen Sichtverhältnisse im düsteren Winkel unter der Fletschhorn-Nordwand stark eingeschränkt sein können, empfiehlt sich besonders bei fehlender Trasse die wenig zeitraubende Anlage einer brauchbaren Spur am Vortag (ca. 20 Minuten vom Zenbiwak). Hat man das Gletscherplateau erreicht, hält man sich in südlicher Richtung auf die Wand zu.

Höhe Einstieg: 

3200 m

Abstieg:

Hat man den Ausstieg am Nordwestgrat erreicht, so besteht die Möglichkeit, noch vor Erreichen des Gipfels südwestlich über den Normalweg zur Weissmieshütte abzusteigen. Will man zum Ausgangspunkt zurück, so bietet sich der Breitloibgrat als beste Möglichkeit an. Dabei steigt man vom Gipfel des Fletschhorns in Richtung Osten in den Sattel auf 3904 m, quert unter dem nächstfolgenden Felsturm rechts vorbei und steigt in den Firnsattel rechts des Felsturms auf. Am rechten Ende dieses Sattels, knapp bei P. 3919, erreicht man den Ansatzpunkt des Breitloibgrats (siehe Bildbeilage; bei Nebel nicht leicht zu finden!). Nun in Richtung Nordosten kurz steil, bald aber flacher über Eis und Schnee absteigen, bis der von oben einsehbare Grat zunehmend felsig wird. Auf diesem steinigen Gratrücken über brüchiges Blockwerk (vereinzelte kurze Stellen 1 – 2) weiter hinab bis zum Schneesattel auf 3320 m. Ab hier in westlicher Richtung den Rossbodegletscher abwärts bis zu dessen Plateau auf 3200 m, wo man auf den Zustiegsweg zur Nordwand trifft. Auf diesem bzw. in dessen Einzugsbereich in nördlicher Richtung bis zum Zenbiwak absteigen (Vorsicht auf Spalten und Steinschlag aus der Senggchuppa-Ostflanke!). Kletterzeit Gipfel - Zenbiwak: 2 - 3 Stunden.

Kartenmaterial:

Landeskarte der Schweiz Nr. 1309 („Simplon“)

Bemerkungen:

Das Zenbiwak bietet Liegeplätze für neun Personen. Die Nächtigungsgebühr beträgt gegenwärtig 15 CHF. Gaskartuschen sind selbst mitzunehmen.
Nähere Info: www.sac-brig.ch

Zustieg zum Biwak Piero de Zen (auch Fletschhornbiwak): Vom Weiler Egga an der Simplonstraße entweder mit dem Auto oder auf dem markierten Wanderweg (ca. 1 ½ Stunden) zur Rossbodestafel auf 1922 m (Parkplatz). Dort überquert man den Senggibach und erreicht am jenseitigen Ufer einen ausgetretenen Pfad, der in das Moränental unter dem Rossbodegletscher und das Kar Griesserna führt. Man folgt dem Pfad solange, bis er sich in Wegspuren mit vereinzelten Steinmännern und schließlich im Schnee des Grissernakars verliert. Dann in westlicher Richtung weiter und nördlich an P. 2607 vorbei bis zum Grissernugletscher. Auf diesem in südlicher Richtung bis zur von unten deutlich sichtbaren Lücke auf 3014 m aufwärts, an deren östlichem Rand das Zenbiwak steht. Zeit für den Zustieg: Von Rossbodestafel 2 – 3 Stunden, von Egga etwa 1 ½ Stunden mehr.

Infostand: 

01.08.2009

Autor: 

Erwin Kupfer

Ausgangspunkt / Anfahrt

Anreise / Zufahrt:

Von Brig im Rhonetal mit Auto oder Bus über den Simplonpass bis zum Weiler Egga oberhalb von Simplon Dorf. Hierher auch von Italien aus Richtung Domodossola.

Talort / Höhe:

Egga  - 1588 m

Ausgangspunkt / Höhe:

Biwak Piero de Zen (auch Fletschhornbiwak)  - 3014 m

Bilder (11)

Übersicht Fletschhorn Nordwand:, 
									Die Wienerführe mit den beiden Ausstiegsvarianten, 
										Foto: Erwin Kupfer

Übersicht Fletschhorn Nordwand:, Die Wienerführe mit den beiden Ausstiegsvarianten, Foto: Erwin Kupfer

Sonnenaufgang im oberen Teil der Fletschhorn Nordwand

Sonnenaufgang im oberen Teil der Fletschhorn Nordwand

Fletschhorn Nordwand von der Senggchuppa aus gesehen (Anfang Juli 2009)
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										Foto: Erwin Kupfer

Fletschhorn Nordwand von der Senggchuppa aus gesehen (Anfang Juli 2009) , Foto: Erwin Kupfer

Zustieg zum Zenbiwak (am linken Rand der Scharte)
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										Foto: Erwin Kupfer

Zustieg zum Zenbiwak (am linken Rand der Scharte) , Foto: Erwin Kupfer

Zenbiwak
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										Foto: Erwin Kupfer

Zenbiwak , Foto: Erwin Kupfer

Blick vom Ausstieg in die Nordwand
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										Foto: Erwin Kupfer

Blick vom Ausstieg in die Nordwand , Foto: Erwin Kupfer

Sonnenaufgang im oberen Teil der Fletschhorn Nordwand
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										Foto: Erwin Kupfer

Sonnenaufgang im oberen Teil der Fletschhorn Nordwand , Foto: Erwin Kupfer

Fletschhorngipfel
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										Foto: Erwin Kupfer

Fletschhorngipfel , Foto: Erwin Kupfer

Zustieg zum oberen Einstieg des Breitloibgrats
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										Foto: Erwin Kupfer

Zustieg zum oberen Einstieg des Breitloibgrats , Foto: Erwin Kupfer

Breitloibgrat unterer Teil vor dem Schneesattel
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										Foto: Erwin Kupfer

Breitloibgrat unterer Teil vor dem Schneesattel , Foto: Erwin Kupfer

Rossbodegletscher (links oben das Gletscherplateau)
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										Foto: Erwin Kupfer

Rossbodegletscher (links oben das Gletscherplateau) , Foto: Erwin Kupfer

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