Chalk Less Climb More eine Route im Planeta Zarza (c) Gregor Wondrejc, Lisa Fally Chalk Less Climb More eine Route im Planeta Zarza (c) Gregor Wondrejc, Lisa Fally
31 Januar 2021

Klettern auf Teneriffa

Gregor Wondrejc stellt fünf Gebiete auf der beliebten kanarischen Kletterinsel vor

Wie schon die letzten Jahre wollten wir auch heuer wieder den Winter ein wenig verkürzen. Wir wollten weg. Meeresluft atmen, und den tiefen Temperaturen ein wenig entfliehen. Auf der Suche nach einem geeigneten Reiseziel, was in Zeiten von Covid-19 noch schwieriger war als sonst, sind wir wieder bei Teneriffa, eine der Kanarischen Inseln gelandet. Dort liegen die Temperaturen – mit etwas Glück – auch in den Monaten Dezember und Jänner bei angenehmen 20 °C. Auch die Flugzeit von etwa 5 Stunden ist noch verträglich. Teneriffa ist die größte Insel der zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln vor der Küste Westafrikas und ist trotz ihrer geringen Größe in zwei Klimazonen geteilt, auf der kargen Südseite ist es trocken, auf der Nordseite findet man viel Grün und mehr Niederschlag.

Nachdem unser Reisegrund vorrangig das Klettern war haben wir uns auf der Südseite der Insel niedergelassen, da dort die meisten lohnenden Gebiete zu finden sind.

Es war nicht unser erster Klettertrip auf diese Insel, wir kennen sie bereits beide sehr gut und auch die meisten Kletterspots sind uns nicht mehr fremd. Aus diesem Grund haben wir diesmal die Hauptgebiete wie „Arico“ oder „El Rio“ ausgelassen und widmeten uns den nicht so bekannten bzw. abgelegeneren Gebieten. Nachträglich war das eine wirklich lohnende Idee, da wir in den Nebengebieten fast immer alleine waren und auch dort wirklich schöne Routen vorgefunden haben… mehr dazu weiter unten.

Ein Besuch des Teide (3.715 m) oder zumindest des Hochplateaus kann ich jedem nur ans Herz legen. Nicht nur aus der Sicht des Kletterns, auch landschaftlich kommt man dort auf seine Kosten. Von Küstennähe ist man durch das Bezwingen einer sehr kurvigen Straße in etwas mehr als einer Stunde am Plateau. Überraschend war auch die Temperatur des Atlantiks, die ein noch recht entspanntes Baden zugelassen hat. Eine willkommene Abkühlung, nach einer sonnigen Kletterei bei mehr als 20°C im Schatten. 

Der Verkehr auf der Insel läuft typisch für Spanien sehr kultiviert ab. Eine große ringförmige Autobahn um ganz Teneriffa herum sorgt dafür, dass jeder Winkel der Insel schnell zu erreichen ist.

Der bereits in die Jahre gekommene Führer „Tanz auf dem Vulkan“ verrichtet seine Dienste immer noch sehr gut, auch wenn in diesem schon einige neue Routen nicht mehr zu finden sind. Der im Jahr 2019 erschienene neue Führer „Escalada en Tenerife“ ist von den Routen recht aktuell, allerdings fehlt es ihm gewaltig an Robustheit, wodurch er nach der ersten Verwendung bereits in alle Teile zerfiel. Während des Urlaubs stellte sich heraus, dass es da wohl einen Produktionsfehler gab und man den Führer im „Climbing Tenerife House“ abgeben kann und ihn nach zwei Tagen wieder spiralisiert zurückbekommt. Das kann ich jedem empfehlen der die notwendige Zeit dafür hat.

Folgend möchten wir euch 5 Gebiete vorstellen, deren Besuch wir euch (neben den bekannten Hauptgebieten) ans Herz legen können:

1. Los Naranjos

Unweit des bekannten Gebiets „Arico“ ist dieses sehr abgelegene Gebiet wärmstens zu empfehlen. Nach einer abenteuerlichen Anfahrt auf einer kurvigen Straße, die kaum breiter war als unser Auto, erreicht man hoffentlich ohne Gegenverkehr eine der wenigen Parkmöglichkeiten. Der Zustieg ist mit ca. 5 Minuten mehr als human und sollte auch den noch so eingefleischten Sport‐Kletterer nicht überfordern.

An den Kletterwänden angekommen wird man mit genialen Rissen und einer wirklich guten Absicherung belohnt. Der Wasserkanal, der vor der Hauptwand verläuft, sorgt immer wieder für eine Abkühlung bzw. Erheiterung, wenn einem das Kletterseil zum wiederholten Male beim Abziehen in jenen hineinfällt.

Gebietsinfo: Los Naranjos - Teneriffa | Bergsteigen.com

2. La Galeria

Diese beeindruckende Galerie kann durchaus als Hardmover‐Gebiet bezeichnet werden. Es gibt dort Routen bis 8c+ und das 80m Seil erfüllt auch endlich seinen Zweck. Dennoch gibt es dort einige wirklich lohnende Routen um den Schwierigkeitsgrad 6b/c und mit 35 Klettermetern. Mit einem nicht so geländegängigen Auto empfehle ich den Zustieg über den westlichen Parkplatz.

Gebietsinfo: La Galeria I Bergsteigen.com

Top Routen: La nina de porcelana (6b+), La calavera del sur (6b)

3. Teide, El Capricho

Ein Besuch auf dem Vulkan darf natürlich nicht fehlen. Wobei bei uns nicht der Gipfel im Vordergrund stand, sondern das Hochplateau (ca. auf 2.000m). Neben einem traumhaften Blick auf den Teide und dem Klettergebiet „El Capricho“ findet man dort auch viele kurze und sehr schöne Wanderwege, wie etwa einen Rundwanderweg um die Felsgebilde bei „Mirador de La Ruleta“ und

„Sendero Roques de García“. Dort kann man sich die unterschiedlichen Gesteinsformationen, die diverse Eruptionen hervorgebracht haben, ansehen.

Sonnenschutz nicht vergessen. Aufgrund der Höhe ist die Sonne sehr stark und da auch klettern im T‐ Shirt möglich ist, holt sich die mitteleuropäische Winterhaut sehr leicht einen Sonnenbrand. Im Schatten ist es allerdings empfindlich frisch und der morgendliche Reif hat uns diesmal überrascht. Konsequenz? Zum Sonnenschutz also unbedingt die dünne Daune oder eine warme Weste einpacken.

Gebietsinfo: El Cpricho – Tenerffa I Bersteigein.com

Top Sektoren: Psiquiatrico, Rambo

4. Zona Zero

Dieses Gebiet hatten wir von unserer letzten Reise zwar sehr schön in Erinnerung, das hat sich diesmal aber leider nicht bestätigt. Die Bohrhaken und Umlenker waren in vielen Routen in wirklich schlechtem Zustand und teilweise stark korrodiert.

Auch nisten hier sehr viele Tauben, die mit ihren Exkrementen so manchen Aufleger nicht leichter machen.

Gebietsinfo: Zona Zero I Bergsteigen.com

Top Routen: Takk (6a), El camino de los escoceses (6b)

5. Planeta Zarza

Dieses Gebiet kannten wir beide noch nicht und es hat uns wirklich positiv überrascht. Es handelt sich um eine Schlucht ähnlich "Arico" und liegt auch nicht weit entfernt davon. Die Routen (der Schwierigkeitsgrad bewegte sich zwischen 6a und 7a) sind aber noch nicht so abgeklettert wie in Arico.

Gebietsinfo: Planeta Zarza I Bergsteigen.com

Top Routen: Chalk less, climb more (6b+), Juanegele (6c+)

Text & Fotos: Gregor Wondrejc, Lisa Fally


Noch ein paar praktische Tipps zum Kletter-Urlaub auf Teneriffa

Wer auf Teneriffa klettern gehen möchte, nimmt sich am besten einen Leihwagen, da die Klettergebiete weit auseinander sind. Diesen organisiert man sich von Zuhause über diverse Online-Vermieter. Zu beachten ist, dass oft auf Schotterstraßen angereist wird, d.h. ein Unterbodenschutz bei der Versicherung ist ratsam. Für die Unterkunftswahl ist zu beachten, dass sich das Klettern vor allem in der Südhälfte der Insel abspielt.



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