Blockierfunktion an der Kante des Schlegeis 131 Klettersteiges. Blockierfunktion an der Kante des Schlegeis 131 Klettersteiges.
27 Juni 2017

Test: Skylotec Rider 3.0 Klettersteigset

Wir haben uns die stark verbesserte dritte Generation des Klettersteigsets Rider 3.0 mit integrierter Seilklemme etwas genauer angesehen... + Video!

Wir haben uns die stark verbesserte dritte Generation des Klettersteigsets Rider 3.0 mit integrierter Seilklemme etwas genauer angesehen

Aller guten Dinge sind ja bekanntlich drei. Das meint auch Skylotec und startet mit dem Rider 3.0 den dritten Anlauf seines Klettersteigsets Rider mit integrierter Seilklemme (Klemmvorrichtung, die bei Belastung am Seil fixiert bleibt).

Der Rider 3.0 ist sicher das innovativste Klettersteigset auf dem Markt und bietet durch die integrierte Seilklemme zusätzlichen Schutz, indem es die Fallhöhe deutlich reduziert. Die Klemme blockiert sofort und verhindert das risikoreiche Stürzen hinunter bis zum nächsten Ankerpunkt.

Sicherheitsgewinn

Die häufigste Unfallursache beim Klettersteiggehen ist das sogenannte Blockieren, d.h. der Klettersteiggeher kommt nicht mehr vor und zurück und ruft die Bergrettung. Wenn die Stelle zu schwer, zu glatt oder ohne Tritt und Griffbügel ausgestattet war, konnten viele schwächere Klettersteiggeher diese nicht überwinden und riskierten im Notfall weite, gefährliche Stürze ins Klettersteigset, die man bekanntlich tunlichst vermeiden sollte.

Mit dem Rider 3.0 kann man auch zwischen den Stahlseilverankerungen rasten. Wenn einen die Kräfte verlassen, muss man nicht wie früher zurück an den Start bei der letzten - unter einem liegenden - Seilverankerung, sondern rastet am höchsten von der Seilklemme erreichten Punkt. Man kann sich quasi so über schwierige Steigabschnitte hinaufschieben, diese in mehrere Teilabschnitte unterteilen und reduziert die Sturzhöhe.

Das ist ein erheblicher Sicherheitsgewinn im Vergleich zu herkömmlichen Klettersteigsets ohne Seilklemme und das Zwischendurch-Rasten macht schwierige Steigbereiche leichter.  

Die bisher einzig brauchbare Lösung für dieses Problem ist der Ferrata Bloc von Austrialpin. Beim Rider 3.0 ist dieser Blockiermechanismuss, in einer technisch weit verbesserten Form, Teil des Klettersteigsets.

Gutes Handling

Das Handling der Klemme wurde gegenüber den beiden Vorgängermodellen (das erste Modell lies sich bedienen wie der Deckel eines Marmeladenglases) stark verbessert und kann jetzt durchaus als gut bezeichnet werden. Man kann die Seilklemme entweder vor sich herschieben oder wie mit dem Karabiner gewohnt auch nachziehen.

Bildergalerie: Test Skylotec Rider 3.0

Einschränkungen

Kein Vorteil ohne Nachteil: Dem großen Sicherheitsgewinn des Rider 3.0 stehen einige Nachteile gegenüber, von denen eine Kombination zum Bergrettungseinsatz führen könnte.

  1. Das Umhängen ist einfach, dauert aber immer noch etwas länger als mit einem normalen Karabiner und das läppert sich natürlich bei langen Klettersteigen zusammen und führt zu längeren, unbedingt einzuplanenden Begehungszeiten.
  2. Die Seilstärke muss zwischen 12 und 16 mm liegen. Dazu hat der Rider 3.0 auch ein eigenes Messgerät integriert. Liegt die Seilstärke nicht in dieser Bandbreite, so darf der Rider nicht verwendet werden.
  3. Das Nachscheiben der Seilklemme über einen Seilknick (z.B. kleine Seildeformierung durch Steinschlag) funktioniert nicht. Ein Knick im Seil ist selten, aber ihn mag der Rider nicht und muss und muss daher bei einem starken Knick leicht geöffnet und drüber geschoben werden.
  4. Wenn man aus irgend einem Grund mal wieder runter muss, muss der Rider 3.0 jedes Mal leicht geöffnet werden und wieder runtergeschoben werden - also ein extrem langer und mühsamer Abstieg.  Es gibt auch Klettersteige (gar icht so wenige) mit Abkletterpassagen...
  5. Mit 934 g ist der Rider 3.0 nicht unbedingt ein Leichtgewicht

Das Mini-Katastrophenszenario tritt nun dann ein, wenn im oberen Teil eines langen Klettersteiges das Seil plötzlich nicht mehr den benötigten Durchmesser hat. Dann kann/muss man entweder auf den Arm mit der Seilklemme verzichten (Anm.: Es empfiehlt sich natürlich diese dennoch einzuhängen;) oder den Rückweg anzutreten, was gem. Punkt 4 mühsam ist. In der Praxis wird man sich abhängig davon, wie weit oben man sich im Klettersteig befindet, sich eher für die Flucht nach oben entscheiden. Aber wir dürfen euch beruhigen, die meisten Steige in Mitteleuropa liegen in der Rider 3.0 Bandbreite.

Fazit bergsteigen.com: Der Rider 3.0 ist ein gelungener dritter Versuch von Skylotec die Sicherheit am Klettersteig stark zu verbessern und das Set wird trotz seines mit 180 Euro hohen Preises Käufer finden.

Ambitionierte und sichere Klettersteiggeher wird das noch immer etwas mühsame Handling abschrecken. Auch die Idee mit dem Rider 3.0 in die obersten Klettersteig-Schwierigkeitsgrade vorzustoßen, dürfte aufgrund des Handlings (Anm.: Vor sich herschieben schwierig und Nachziehen nur ein eingeschränkter Sicherheitsgewinn) scheitern. Hier erzielt man mit etwas Training sicher bessere Erfolge.

Einziger Mitbewerber ist derzeit das Hydra Klettersteigset von Austrialpin mit integriertem Ferrata Bloc, den man nur verwendet, wenn man ich braucht. Das Hydra Klettersteigset gibt es schon mit der neuen Klettersteignorm!

Technische Daten Skylotec Rider 3.0:

ART.NR.                               L-0672

EAN                                     4030281248064

NORM                                  EN 958

E-CLASS-NUMMER            40-02-01-90

ZOLLTARIFNUMMER          58063290

GRÖSSE                             One Size

GEWICHT                            0,81 kg

MATERIAL                           Aluminium, Edelstahl (V2A), Polyamid

VKP:                                    rd. 180 EURO

Webtipp: www.skylotec.com



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