Skitouren in den Wiener Hausbergen Skitouren in den Wiener Hausbergen
28 November 2022

Skitouren in den Wiener Hausbergen

Unterberg, Stuhleck, Schneeberg, Göller und Veitsch – Saisonbeginn-Skitouren, Alternativen zu überlaufenen Modeskitouren und Frühjahre Skitouren von Wien

Auf welchen Bergspitzen sich die WienerInnen mit ihren zwei Brettern heimisch fühlen ist nicht genau definiert und das Skitourenareal der Bundeshauptstädter wird auch in der Literatur unterschiedlich festgelegt. Je weiter man nach Westen kommt, umso seltener trifft man auf seiner Skitour den Wiener Schmäh. Einigkeit herrscht aber darüber, dass der Schneeberg als östlichster Zweitausender auch im Winter fest in Wiener Hand ist, doch auch am Hochschwab oder in den Ybbstaler Alpen zieht der Wiener Skitourenalpinist gerne seine Bogerln in den unverspurten Schnee. Seine Lieblingsberge sind an schönen Tagen oft heillos überlaufen, doch gibt es auf diese Gipfel neben den klassischen Modetouren auch interessante Alternativen, die wir kurz vorstellen wollen.

Saisonbeginn mit den Grasbergtouren

Am Anfang des Skitouren Winters trifft man sich entweder am Unterberg oder am Stuhleck, da von beiden Bergen bei Schneearmut sehr skischonend über der Wiesenpiste ins Tal gefahren werden kann.

Beim Unterberg, einem Schneesicheren Berg der Voralpen, erfolgt der klassische Aufstieg bei viel Neuschnee abseits der Piste durch das Ramsental zum Bettelmannkreuz und den Ostkamm zum Gipfel. Ein echter Geheimtipp ist aber die Skitour über den Blauboden und den Blochboden, dabei quert man nur einmal die Piste steigt durch den Wald und sanfte Wiesen hinauf auf den höchsten Punkt. Die Abfahrt erfolgt dann über die Skipiste. Das Unterberg Highlight wartet aber erst nach dem Aufstieg, die die echten Weißwürste vom Hüttenwirt des Unterberg Schutzhauses Manfred Weis.

Unterberg, 1342 m – Blauboden

Höhenunterschied: 700 Hm

Aufstiegszeit: 2-3 Std.

Skitechn. Schwierigkeiten: I-II

Lawinengefahr: niedrig

Hangrichtungen: N, W

Ausgangspunkt: Liftparkplatz Unterberg


Kaum länger als zum Unterberg braucht man über die S6 am Stuhleck. Ideal beim ersten Schnee, wobei im Pistenbereich vor Saisonbeginn manchmal auch künstlich beschneit wird. Die zwar leichte, aber mit fast 1000 Hm lange Aufstiegsroute führt vom Liftparkplatz in Spital am Semmering über die Forststraßen des Kaltenbachgrabens bis hinauf auf den baumlosen Gipfel, auf welchem auch das Alois Günther Haus steht. Auch dort erfolgt Abfahrt erfolgt skischonend über die in der Regel steinlose Skipiste. ACHTUNG: Für das Parken auf den Liftparkplätzen braucht es eine Liftkarte! Bei den Kassen nach der günstigsten Möglichkeit für Skitourengeher fragen.

Stuhleck, 1782 m – Kaltenbachgraben

Höhenunterschied: 910 Hm

Aufstiegszeit: 2 Std.

Skitechn. Schwierigkeiten: I-II

Lawinengefahr: niedrig

Hangrichtungen: N

Ausgangspunkt: Spital am Semmering, Liftparkplatz 4

Einsamere Skitouren auf die Modeberge

Auf der Suche nach den Lieblingsbergen der Wiener kommt man am Schneeberg nicht vorbei, doch auch der Göller mit seinen grandiosen Südrinnen oder die Veitsch gehören zum Pflichtprogramm jedes Skitourenwinters. Die Schattenseite der berühmten Berge sind die Menschenmassen, die sich an schönen Wochenenden auf den Hauptaufstiegen hinaufschlängeln und Skitourengehen zu einem Massenphänomen machen.

Die schon von Wien aus weiß glänzende Berggestallt des Schneebergs wird an jedem Wochenende und auch fast bei jedem Wetter regelrecht überrannt, wobei die meisten Skitourengeher von Losenheim auf der Skipiste starten, dann sehr flach den Berg umrunden und vorbei an der Krempelhütte durch den Wurzengraben zur Fischerhütte aufsteigen. Der bei der Abfahrt besonders lästige Gegenangstieg wird durch den eher unbekannten Aufstieg vom Klostertaler-Gscheid über die Tränkwiese und den Kaltwassergraben geschickt umgangen. Man trifft erst beim Almgarterl auf die "Losenheimer-Autobahn" und reiht sich ab hier in die lange Kolone der der Schneebergbezwinger ein.

Schneeberg, 2076 m - Kaltwassergraben Tränkwiese

Höhenunterschied: 1300 Hm

Aufstiegszeit: 3-4 Std.

Skitechn. Schwierigkeiten: II

Lawinengefahr: mittel

Hangrichtungen: N, NW

Ausgangspunkt: Wegscheidhof, 713 m, westlich des Klostertaler Gscheids

Der Göller zählt sicher zu den großartigsten Skigipfeln im Nahbereich von Wien. Die steilen Südrinnen ragen förmlich aus den Niederösterreichischen Voralpen heraus – eine Paradeabfahrt, die jene auf der Rax, Schneeberg und Co locker in den Schatten stellt. Im Regelfall wird der Göller wegen der durchaus beachtlichen Lawinengefahr im Frühjahr besucht, der Klimawandel beschert aber ab und zu auch schon im Hochwinter brauchbare Verhältnisse. Der stark frequentierte Anstieg führt vom Lahnsattel auf dem Südrücken in Richtung Gipfel. Meist wird nach der Gipfelrast die Abfahrt über die Eisgrube gewählt. Deutlich länger und deshalb eher ein Geheimtipp ist der Aufstieg über den Saugraben mit der Abfahrt über die Karlgrube, doch auch vom Nordwesten ziehen zwei weniger überlaufene Aufstiege vom Gscheid empor. Egal von welcher Seite man den Göllergipfel erklimmt, die Abfahrt erfolgt durch eine der vielen Gräben oder Gruben, wobei man auf der der Südseite des Berges die Wildschutzgebiete beachten sollte.

Göller, 1766 m – West-und Südrinnen

Höhenunterschied: bis 840 Hm

Aufstiegszeit: 2-4 Stunden

Skitechn. Schwierigkeiten: II-III

Lawinengefahr: mittel-hoch

Hangrichtungen: S, W

Ausgagspunkte: Lahnsattel, 956m; Unter- bzw. Oberknollenhals 920 m

Die Veitsch gilt als Markenzeichen der Mürzsteger Alpen und ist wie seine Nachbarn ein klassischer Plateauberg mit dem obligaten Flachen Gipfelhatscher am Ende der Aufstiege. Sonnensüchtige bezwingen den Gipfel von der Südseite vorbei am Graf Meran-Haus, wo nahezu immer, dank der Massen, pistenartige Verhältnisse herrschen - fehlt eigentlich nur noch die Beschneiungsanlage. Der echte Skialpinist wagt sich jedoch an der zerklüftete Nordseite hinauf auf das Platau. Der leichteste Durchschlupf durch die Wände führt über die sog. Rodel und bietet neben tollen Abfahrtsmetern auch etwas Ferrata-Feeling. Eine kurze Steilstufe, welche der gesamten Tour auch ihren Namen gibt, wird auf einer versicherten Eisenleiter überwunden. In schneereichen Wintern ist die Steilstufe jedoch völlig zugeschneit und man kann mit etwas Mut direkt darüber abfahren. Nach dem Mini-Klettersteig geht’s durch einen gemütlichen Graben aufs Plateau und rechts haltend zum Höchsten Punkt, der mit südseitig aufsteigenden Sonnenanbetern meist schon recht gut gefüllt ist.

Hohe Veitsch – Rodel, 1981 m

Höhenunterschied: 1060 Hm

Aufstiegszeit: 3 Stunden,

Skitechn. Schwierigkeiten: II-III

Lawinengefahr: mittel

Hangrichtungen: N, O

Ausgangspunkt: Niederalpl, 921 m (vor dem gleichnamigen Pass)


Ein oft schneesicherer Tipp zwischen Veitsch und Göller ist die Frein, ein kleiner Ort umringt von tollen Skitourenbergen, die insbesondere für Anfänger und Kurse ideal geeignet sind. Direkt im Ort startet die Tour auf den Rosskogel und Spielkogel, der Aufstieg führt durch Waldschneisen und auf Forststraßen hinauf zum Gipfelplateau. Von dort geht es gemütlich zum höchsten Punkt mit einem einzigartigen Rundumblick auf Schneealpe, Veitsch, Königskogel, Wildalpe und Göller. Die Abfahrt ist wenig spektakulär und bietet vom kurzen Gegenanstieg, über schöne Hänge, Wald und etwas Forststraße das gesamte Skitourenpanorama.

Spielkogel 2599 m

Höhenunterschied: 780 Hm

Aufstiegszeit: 3 Stunden,

Skitechn. Schwierigkeiten: II

Lawinengefahr: gering

Hangrichtungen: NW

Ausgangspunkt: Ortsanfang Frein a. der Mürz

Powderspass

Wenn es Frau Holle zur Abwechslung mal gut mit uns meint und die Berge in tiefes Weiß hüllt, ist es Zeit für die Powderfreaks. Ausgerüstet mit LVS, Schnee-Schnorchel – frei nach dem Motto ein echter Wiener geht auch im Tiefschnee nicht unter - und einer guten Kondition fürs Spuren beginnt die Suche nach dem perfekten Skitouren-Freeride.

Bei höherer Lawinengefahr zieht es die Powderfreaks in den sicheren Wald und je mehr sie abnimmt, desto freier wird das gewählte Gelände. Tourenziele wie Blahstein, Hohes Waxenegg, Lahnberg und Perschkogel sind in der Regel nach wenigen Tagen völlig verspurt, aber dafür relativ Lawinensicher. Einen interessante und recht unbekannte Alternative zu dem letztgenannten ist der Preineckkogel und das Bärenköpfl zwischen Perschgkogel und Obersberg. Vom dem diese beide Gipfel verbindenden Grat ziehen zwei flache, freie Rinnen ins Tal bis zum Schlagerbauer und bieten den perfekten Powderspass, welchen man, wenn die Aufstiegsspur einmal gelegt ist und die Kondi stimmt, gleich noch mal wiederholen kann.

Preineckkogel 1449 m, Bärenköpfl, 1420 m

Höhenunterschied: bis 840 Hm

Aufstiegszeit: 2 Stunden

Skitechn. Schwierigkeiten: II

Lawinengefahr: mittel

Hangrichtungen: S, SO

Ausgangspunkt: Ehem. Gasthof Treibl, 763 m, im Preintal bei Schwarzau im Gebirge (oft Schneeketten erforderlich)

Bei sicheren Verhältnissen sind auch die Nordrinnen des Wildkamms auf der Veitsch ein echtes Powdereldorado. Man steigt vom Niederalpl-Sattel auf dem Kleinen Wildkamm und sucht sich zwischen Kleinen und Großen Wildkamm eine der großartigen Nordrinnen aus. Man fährt die Rinnen in der Regel bis zum Lift unterhalb des Niederalps ab und steigt dann gleich noch einmal auf und gönnt sich die nächste Rinne.

Kl. Wildkamm, 1757 m - Nordrinnen

Höhenunterschied: bis 700 Hm

Aufstiegszeit: 2 Stunden

Skitechn. Schwierigkeiten: III

Lawinengefahr: mittel-hoch

Hangrichtungen: N

Ausgangspunkt: Niederalpl Passhöhe, 1221 m


Frühjahresrinnen

Wenn sich die Skisaison in den Wiener Hausberge dem Ende zuneigt, sich der Schnee etwas gesetzt hat und die wieder erstarkten Sonnenstrahlen ihn zu Firn aufweichen, rappelt sich der Wiener ein letztes Mal auf und zieht mit seinen Brettln in Richtung Berg. Sein Ziel die Süd- und Ostseitigen Rinnen des Schneebergs, die man ab April auch bequem mit der Zahnradbahn erreichen kann. Wer auch die ganz steilen Rinnen befahren möchte, sollte aber sicher auf seinen Skiern stehen. Der Schneebergklassiker ist natürlich die Breite Ries, in der Standardvariante sogar im Aufstieg gut möglich, mit ihren vielen sehr steilen Einfahrten. Quellensteigrinne, Privatries, Festenkogel, Adlerhorst und rote Schütt Flanke, sind etwas für den echten Steilwandspezialisten. Auf der Südseite lockt die Bockgrube, die im flachen Breich für fast alle Könnerstufen bezwingbar ist, aber für Könner die extrem steile direkte Einfahrt bereithält. Für all diese Firnrinnen braucht es ausreichend Schnee und warme Temperaturen. Im Hochwinter sollte man von den steilen Rinnen tunlichst die Bretter lassen, da sie oft vereist und lawinengefährlich sind. Wer weiter in die Ferne schweifen möchte, finde ein gleichwertiges Rinnenangebot auf der Südseite der Veitsch und am Hochschwab.

Schneeberg 2076 m - Schneebergrinnen

Höhenunterschied: bis 1200 Hm

Aufstiegszeit: 2-4 Std.

Skitechn. Schwierigkeiten: III-V

Lawinengefahr: hoch

Hangrichtungen: O, NO

Ausgangspunkt: Liftparkplatz Losenheim, Schneebergdörfl bzw. Zahnradbahn in Puchberg



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