SpeedRecord Dufou Andreas-Steindl (c) Alex d'Emilia SpeedRecord Dufou Andreas-Steindl (c) Alex d'Emilia
03 Januar 2021

Bergsteigen 2020

Ein Rückblick auf Pandora, Cerro Torre, Zinnen, Masken, Watzmann, Bibliographie, Hintergrat und Change – ein turbulentes und für den Bergsport gar nicht schlechtes Jahr ging zu Ende.

Pandora, Cerro Torre und Zinnen Traverse

Im Jänner war die Welt noch in Ordnung, den unermüdlichen Bergführern Simon Gietl und Vittorio Messini gelingt eine imposante Mixedline an der Pordoi Westwand. Sie nennen ihr Werk in der 600 Meter hohen Wand Pandora und geben die Schwierigkeiten mit UIAA 5, M5, A0 und W6 an (mehr). 

Am 7. Februar, bevor die Sonne am Horizont auftauchte, startete Fabi Buhl als erster Mensch nach der Besteigung des Cerro Torre mit dem Gleitschirm vom Gipfel (mehr).

Am 24. und 25. Februar gelingt Simon Gietl die erste Solo Winter Gesamtüberschreitung der fünf Gipfel der Drei Zinnen in den Dolomiten. Die Winter-Traverse der Drei Zinnen im Alleingang führte Simon wieder einmal hoch hinaus und ganz besonders auch ganz nah zu sich selbst (mehr).

From Lockdown to Rock-Down

Im März erreichte das Corona-Virus Mitteleuropa. Es folgten Lockdowns, ein besonders harter in Italien, Verunsicherung und Angst. Doch die Berge blieben natürlich stehen und in Österreich war das Bergsteigen mit Abstand immer erlaubt (mehr). Bergsportausrüster sattelten von Schuh- auf Maskenproduktion um (mehr), doch wenige Wochen später zeigte sich, dass der Bergsport zu den Corona-Gewinnern zählte. Leergeräumte Bergsportgeschäfte, volle Schutzhütten und überfüllte Berge. Selbst die hartgesottenen Kletterhallen-Kletterer zieht es zwangsläufig raus in die Natur. All das führt allerdings auch zu 30% mehr Alpinunfällen im Sommer 2020.


Schnelle Grate

uch entdeckten die Trailläufer die Bergwelt und stellten auf klassischen Routen neue Rekorde auf. Am Watzmann hielt die Bestzeit von Hannes Hamberger (3:01:53) für die Watzmannüberschreitung gerade mal 3 Tage, bis sie von Toni Palzer auf 2:47:08 gedrückt wurde (Anm.: Ein normaler Bergsteiger sollte sich dafür rd. 12 Std. Zeit nehmen).

Andreas Steindl rannte und bikte vom niedrigsten zum höchsten Punkt der Schweiz – vom Lago Maggiore hinauf zur Dufourspitze in 8 Stunden, wobei er 98 km und 4,795 Hm zurücklegte (mehr).

Nach dem Motto, dahoam ist`s auch gut, kletterte Moritz Mayer in 11½ Std. solo das Schermberg Nordwand Triple, 26 großteils senkrechte (4550 Hm) Kilometer bis in den 5ten Grad (mehr).

Im August rannte der junge Tiroler Philipp Brugger in 1:48 von Sulden über den Hintergrat auf den höchsten Berg Südtirols (mehr), auch für diese Tour braucht man als Otto-Normalo einen Tag.

Der deutsche Top-Alpinist Fritz Miller zeigte mit seinen 1:40 am Jubiläumsgrat zwischen Zugspitze und Alpspitze, dass bei ihm auch die Kondition stimmt (mehr).

Bibliographie

Felstechnisch gelang dem deutschen Alexander Megos das absolute Jahreshighlight im französischen Sportkletter-Mekka Céüse. Am 5. August konnte Alex eine neue Route punkten und schlug für Bibliograhie die Schwierigkeit 9c (UIAA 12) vor. Nach Silence die zweite Route in diesem Schwierigkeitsgrad auf Erden (einen Film dazu findet ihr hier).

Noch mehr Fels

Auch die Huberbuam entdeckten ihre alte Liebe zu ihren Heimatbergen und eröffneten in den Berchtesgadener Alpen drei schwierige und anspruchsvolle Multipitch-Routen im 10ten Grad (mehr). 

Dem Italiener Stefano Ghisolfi gelang die zweite Begehung von Change-9b+ in Flatanger (mehr).

Der österreichischen Topkletterer Jakob Schubert hatte auch ein starkes Jahr. Im Frühjahr kletterte er als 3. Mensch das Alex Huber Testpiece “Weiße Rose“, 9a und als erster “I walk the line“, 9a am Schleier Wasserfall. Im Herbst flashte er zuerst den Magic Wood Topboulder “Unendliche Geschichte“ Fb 8b+ (mehr) und kletterte dann noch als erster den direkten Ausstieg zu einem Daniel Woods Testpiece. 'La Force Tranquille direct' checkt bei Fb 8c ein (mehr).

Den kalten und eisigen November nutzten Martin Feistl und David Bruder für die 1. Freie Begehung der Sagzahnverschneidung und die Erstbegehung von “24 hours of freedom", 300m, M6, WI 4, X und 650m bis M7“. Wenige Tage danach gelang Ines Papert und Luka Lindič an der gleichen Wand die Erstbegehung “Limited in Freedom“ 800m, AI 6, M6 (mehr).

Anfang Dezember eröffneten Fritz Miller und Michaela Schuster noch ein neues Testpiece an der Zugspitze. Die 1150 Meter lange Direkte Nordwand checkt bei A3 / M6 / 5+ ein.

RIP Doug Scott

Im Dezember verliert die Bergsteigerszene leider auch eine ganz, ganz große Bergsteigerlegende. Der Brite Doug Scott stirbt im 75ten Lebensjahr. Seine Begehungen am Everest, der Nose und insbesondere am Ogre verschafften ihm Weltruhm (mehr)

bergsteigen.com sagt euch herzlichen Dank für fast 6 Mio. Besuche mit rd. 25 Mio. Seitenaufrufen und wünscht ein gesundes und erfolgreiches Bergjahr 2021!

Schagwörter:


Kommentare

Neuer Kommentar
Zum Verfassen von Kommentaren bitte anmelden oder registrieren.