Piz Badile - Cassin
Toureninfo

Topos
Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Eine der sechs klassischen Nordwände der Alpen. Im August 1937 von Riccardo Cassin gemeinsam mit Vittorio Ratti, Gigi Esposito, Mario Molteni und Giuseppe Valsecchi in einem dreitägigen Kampf im Wettersturz erstbegangen. Molteni und Valsecchi starben beim Abstieg über die Südflanke an Erschöpfung. Weitere Schlagzeilen machte Hermann Buhl, als er 1952 die Nordostwand erstmals allein beging, nachdem er tags zuvor mit dem Fahrrad aus dem rund 160 km entfernten Landeck angereist war und noch am selben Wochenende dorthin zurückkehrte.
Die Tour startet entweder mit dem Originaleinstieg (5c) oder der Rebuffat- Variante (5a). Dann immer links aufwärts in wunderschönem Fels in weiteren sieben Längen auf Band in Wandmitte. Weitere Querung nach links und bei unübersehbarer Verschneidung gerade rauf weiter. Diese Schlüsselseillänge- Verschneidung (6a) NICHT bis unter das schon von unten sichtbare Dach (Schlingen und Verhauerhaken gut sichtbar) hinauf, sondern bereits nach rund 20 Klettermeter nach RECHTS verlassen (Fixfriend mit gelblicher Schlinge). Dann immer weiter rauf bis in die große Verschneidung (Wuzlkamin). Durch diese hindurch und immer logisch weiter bis zum Ausstieg. Von dort in weiteren fünf Seillängen zum Gipfel (III bis IV). Details siehe Topo.
Riccardo Cassin gemeinsam mit Vittorio Ratti, Gigi Esposito, Mario Molteni und Giuseppe Valsecchi im August 1937
2 x 60 m
10
ein Satz friends 0,3 bis 3. Drei kleine Microfriends
komplettes Felskletterzeugs, 10 Expressen, Satz friends von 0.3 bis 3, 3 Stück Microfriends, 5 lange Schlingen, Doppelseil 60 m, Stirnlampe
Die Stände sind mit bolts gut eingerichtet. Zwischenhaken, etc. sind alt bzw. wenige Normalhaken. Es kann vortrefflich mit friends gesichert werden.
Eine Seillänge 6a, das meiste ist 5a bis 5c, einige wenige so um die 4a. Alle Seillängen sind zwingend zu klettern, da wenig Zwischenhaken vorhanden sind.
Von Bondo in 3,5 Stunden über den neu angelegten Hüttenzustieg (anfangs rot, dann blau-weiss markiert) zur Sasc Furä Hütte (1.904 m) und von dort in weiteren 2 Stunden zum Einstieg rauf. Ab der Hütte immer Richtung Nordkante auf grau- weiss markiertem Steig. Einstieg der Nordkante bei Pkt. 2.410 m. Die ersten Seillängen der Nordkante bis zu Punkt 2.590 m in eine markante Einsattelung rauf. Von dort Abstieg (anfangs abklettern, dann abseilen bzw. Fixseil) Richtung Osten rund 100 HM runter auf breites Band, das zum Einstieg leitet (dort zeitig im Jahr noch Schnee bzw. Eis).
2500 m
Variante 1: abseilend über die Nordkante (3-6 Stunden). Ist in Summe aber nur anzuraten, wenn die Gleitschirme auf der Sasc Furä Hütte warten… Hohes Risiko, dass sich die Seile beim Abziehen verhängen bzw. ist die Findung der Abseilstellen ohne Routenkenntnis schwierig. Ein falsches Abseilen in die Westwand ist wahrscheinlich- und dann dauerts länger als geplant…
Oder besser Variante 2: vom Gipfel in südliche Richtung in rund drei Stunden über eingerichtete Abseilstellen zum Rifugio Gianetti (2.534 m). Dort entweder ins Val di Mello in weiteren zwei Stunden runter (ab da Taxi zurück nach Bondo- 200 € cash) oder über den Trubinasca Pass in gut rund vier Stunden zur Sasc Furä Hütte retour.
Beim Zustieg zeitig im Jahr Steigeisen nötig, da am Einstiegsband Schnee bzw. Eis anzutreffen ist. Die Tour ist an sich gut zu finden- ein Verhauer ist in der 11. SL (Schlüssellänge) trotzdem möglich. Die Stände sind mit bolts gut eingerichtet. Zwischenhaken, etc. sind alt bzw. wenige Normalhaken. Es kann vortrefflich mit friends gesichert werden. Gleich unter dem Gipfel steht das Biwak Alfredo Redaelli. Beim Rückweg vom Rifugio Gianetti zur Sasc Furä Hütte über den Passo Porcellizzo (2.961 m) und dem Passo Trubinasca ebenfalls bis spät im Jahr Steigeisen und Pickel notwendig. Angegebene Kletterzeit ist stark von der Anzahl der Seilschaften abhängig. Für starke Kletterer ohne Warterei und flottes Gehen am laufenden Seil wären 4-6 Stunden zu kalkulieren.
20.08.2020
Michael Kräftner / Bergtraum.at
Kommentare
AW: Piz Badile - Cassin
Zustieg zur Hütte derzeit am Besten über den alten Hüttenweg über Laret, Fahrrad von Vorteil. Der Bach lässt sich am Besten ca. in der Mitte zwischen der über den Bach führenden Wasserleitung und der über den Bach führenden Stromleitung queren.
Zu Fuß mindestens 1,5 Stunden kürzer als der neue Hüttenzustieg, mit Fahrrad bzw. EBike sicher noch schneller.
AW: Piz Badile- Cassin
Kleine Anmerkung zum letzten Punkt von Matters: Wir haben uns damals mit einer weiteren Seilschaft zusammen geschlossen und sind zu viert über die Nordkante abgeseilt. Einer wurde mit einem Halbseilpaar abgelassen bis zum nächsten Stand und die Seile oben bereits davor durch die Abseilöse gefädelt und verknotet. So muss man die Seile nicht werfen (was aufgrund des teils sehr flachen Geländes zum völligen Seilchaos führen würde). An einigen Stellen haben wir auch mal einen Zwischenhaken geklippt falls nötig. Die anderen drei sind dann über dieses bereits "verlegte" Seil abgeseilt. Dabei hat der zweite oder dritte die Halbseile der zweiten Seilschaft mit nach unten gebracht und den ersten dort bereits zum nächsten Stand abgelassen, während oben am ersten Halbseilpaar noch der dritte und vierte abgeseilt haben. Sobald beide von der zweiten Seilschaft am "mittleren" Stand angekommen sind, ziehen sie das erste Halbseilpaar ab und schießen es auf. Dann geben sie es dem zweiten (oder dritten, je nachdem wie lang es dauert) mit, damit dieser den ersten am unteren Stand direkt weiter ablassen kann. Sicher braucht man ein bisschen Gespür dafür, wo die Stände sein könnten und ein Topo der Nordkante ist wichtig, dabei zu haben. Wir haben aber die Nordkante auch noch nicht vorher geklettert und mit dieser Technik aber nur 2,5h zum Abseilen gebraucht. Würde sagen, dass das sicher in dieser Form die beste Abstiegslösung war! Allerdings mit der Einschränkung, dass damals der Abstieg zum Auto in der Schweiz deutlich kürzer war. Heute ist ja aufgrund des Bergsturzes eine Zufahrt hoch nicht mehr möglich und man läuft komplett runter nach Bondo... Außerdem: Ohne diese Technik und mit weniger Gespür kann es auch länger dauern. Wir haben noch Leute bis um 23 Uhr Abseilen sehen an dem Abend während wir beim Bier am Biwackplatz am Einstieg der Nordkante im Schlafsack lagen.
Der Abstieg zur italienischen Seite mit Rückweg über die zwei Pässe ist sehr schön, aber elendig weit und dauert sicher länger als das Abseilen über die Nordkante wenn alles glatt läuft. Haben wir damals nach der Geisler Lehmann am Cengalo gemacht, da hat man ja nicht die Wahl. Abstieg ganz runter ins Val di Mello ist auch recht weit und außen rum braucht man eine ganz schöne Zeit (Taxi oder öffis ist schon recht aufwendig). Lohnt nur wenn man auch den Zustieg von der Seite aus macht und sein Auto dort eh parkt, weil man eine Tour klettert, die man nur von dort erreicht (zB die Touren in der Nordostwand weiter hinten wie Engländerführe zB).
AW: AW: Piz Badile- Cassin
absolut korrekt diese Technik, Lukas!
AW: Piz Badile- Cassin
Großartiger Klassiker in bestem Fels. Daß es unter dem Dach nach rechts gehen könnte, haben wir 1999 nicht erkennen können. Links herum geht es jedenfalls auch gut und das schien uns auch der Originalweg Cassins zu sein. Die Rebuffatverschneidung ist die günstigste Einstiegsvariante und der Fußabstieg nach Italien die beste Abstiegslösung.